210 Corona-Infizierte in Osnabrücker Eisfabrik

Es ist ein heftiger Rückschlag auf dem Weg zu niedrigen
Inzidenzzahlen in der Region Osnabrück: Mehr als 200 Mitarbeiter
einer Nahrungsmittelfabrik sind positiv auf Corona getestet worden.
Die Produktion ruht erst einmal.

Osnabrück (dpa) - Es ist einer der bislang größten Corona-Ausbrüche

in Niedersachsen: In einer Eiscremefabrik des Unternehmens Froneri in
Osnabrück sind 210 Beschäftigte an Corona infiziert. Bei mindestens
zwei von ihnen wurde die britische Mutante B.1.1.7 nachgewiesen -
diese gilt als deutlich ansteckender. Alle Beschäftigten
einschließlich der Geschäftsführung seien in Quarantäne, sagte ein

Sprecher der Stadt am Dienstag. Seit dem Wochenende ruht der Betrieb,
eine Spezialfirma hat das Unternehmen bereits desinfiziert.

«Die Dimension des Ausbruchs ist vergleichbar mit Ausbruchsgeschehen
in Schlachtbetrieben im letzten Jahr und muss ausgesprochen ernst
genommen werden», sagte ein Sprecher des Sozialministeriums in
Hannover zu dem Fall. Entscheidend sei nun, dass alle Kontaktpersonen
gefunden, benachrichtigt und unter Quarantäne gestellt werden, um
eine weitere Verbreitung zu verhindern.

Wie das Unternehmen mitteilte, befinden sich aktuell 670 Mitarbeiter
und Mitarbeiterinnen in Quarantäne - das seien alle Beschäftigte, die
seit dem 25. Januar Zutritt zum Werkgelände hatten. 398 Mitarbeitende
hatten ein negatives Testergebnis. Der gesamte Standort bleibe
mindestens bis zum 26. Februar geschlossen. Darüber hinaus sollen
alle Beschäftigten noch einmal getestet werden.

Über die Gründe des Corona-Massenausbruchs war zunächst nichts
bekannt. «Der Gesundheitsdienst hat die Kontaktnachverfolgung
aufgenommen», sagte der Stadtsprecher. Die Behörde sucht nun nach der
Person, die das Virus ins Unternehmen gebracht hat.

Als Unternehmen der Lebensmittelbranche habe das Werk natürlich ein
Hygienekonzept gehabt. Die Suche nach der Lücke, wo der Erreger in
das Unternehmen hereinkam, werde sicherlich einige Tage in Anspruch
nehmen, sagte der Sprecher. Nun ziele die Arbeit der
Gesundheitbehörden darauf, das Ausbruchsgeschehen zu beschränken und
zu begrenzen.

Nach Unternehmensangaben gilt in allen Abteilungen grundsätzlich eine
Abstandspflicht von zwei Metern und eine allgemeine Maskenpflicht.
Abstände zwischen Arbeitsbereichen seien vergrößert worden, die
Belüftung optimiert, Arbeitsprozesse angepasst, um Menschengruppen zu
vermeiden. FFP2-Masken stehen laut Froneri zur Verfügung. Schon seit
Frühjahr 2020 sei mehr als die Hälfte der Mitarbeitenden im
Homeoffice gewesen.

Hinweise darauf, dass der Erreger aus anderen Unternehmensstandorten
nach Osnabrück hineingetragen wurde, gebe es bislang nicht, betonte
der Stadtsprecher. «Ein Zusammenhang mit der Zentrale des
Unternehmens in Großbritannien kann derzeit nicht festgestellt
werden», teilte Froneri dazu mit. Schon seit Monaten habe es keine
Dienstreisen zwischen beiden Standorten gegeben.

Für die Region ist dieser Corona-Massenausbruch ein herber
Rückschlag. In der vergangenen Woche sank der Sieben-Tage-Wert von
Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner bereits auf unter 50. Stadt und
Landkreis sahen sich auf einem guten Weg. Dieser Ausbruch werde mit
Sicherheit zu einem spürbaren Anstieg der Inzidenzzahl führen, so der
Stadtsprecher. Es sei gut möglich, dass die Inzidenzzahl sich wieder
Richtung 100 bewege.

Ein besonderes Augenmerk legt die Stadt nun auf die Nachverfolgung,
wie stark sich die britische Mutation in der Region verbreitet.
Entsprechende Tests sollten ausgeweitet werden. «Wie verbreitet diese
Corona-Variante ist, kann man im Moment nicht sagen, aber sie ist
da.» Das Ansteckungsrisiko sei deutlich höher.

Das Land Niedersachsen kündigte dazu an, künftig flächendeckend bei
möglichst jeder nachgewiesenen Corona-Infektion auf Virusvarianten
testen zu wollen. Diese machten in einigen Teilen des Landes wie etwa
der Region Hannover inzwischen 40 Prozent der Infektionsfälle aus,
sagte der Chef des Corona-Krisenstabes des Landes, Heiger Scholz. Das
sei einer der Gründe für die hohe Inzidenz in der Region Hannover, wo
der Wert am Dienstag bei 106,7 lag. Landesweit liege der Anteil der
Varianten an den Infektionsfällen bei zehn Prozent, sagte Scholz.

Im vergangenen Mai hatten sich in einem Schweine-Zerlegebetrieb in
Dissen bei Osnabrück insgesamt 146 Mitarbeiter infiziert. Im Oktober
gab es in einem Tönnies-Schlachthof im emsländischen Sögel 112
Corona-Infektionen. Im vergangenen Dezember wurden in einem
Amazon-Verteilzentrum in Garbsen 125 Mitarbeiter positiv auf das
Coronavirus getestet.