Britische Corona-Variante in Hamm - 80 Menschen unter Quarantäne

In Hamm ist die britische Corona-Variante bei einem Montage-Arbeiter
nachgewiesen worden. Nach einem Großeinsatz von Polizei und mobilen
Testteams stehen 80 Menschen unter Quarantäne.

Hamm (dpa/lnw) - Nach dem Nachweis der britischen Variante des
Coronavirus bei einem Bauarbeiter in Hamm stehen 80 Menschen unter
Quarantäne. Ein Sicherheitsdienst überwacht die Einhaltung der
Isolation in insgesamt vier Mehrfamilienhäusern und mehreren weiteren
Wohnungen, wie die Stadt am Dienstag mitteilte. Demnach war am Montag
ein Montage-Arbeiter bulgarischer Herkunft positiv auf die britische
Variante B.1.1.7 getestet worden. Bei einer weiteren Familie wurde
das Coronavirus nachgewiesen, aber noch nicht die Mutation.

Man gehe davon aus, dass der mit der britischen Variante infizierte
Arbeiter «mit sehr großer Wahrscheinlichkeit» Kontakte zu Kollegen in

den anderen Häusern hatte, sagte Einsatzleiter Detlef Burrichter.
Viele der Arbeiter sind im Trockenbau auch im Münsterland tätig.
Teilweise würden sie gemeinsam in Kleinbussen zur Arbeit fahren.

Aufgrund dieser besonderen Arbeits- und Wohnumstände sei es wichtig
gewesen, «dass wir die Liegenschaften im Ganzen testen, wenn wir ein
klares Bild haben wollen», sagte Hamms Oberbürgermeister Marc Herter
(SPD). Die Wohnverhältnisse in den Häusern mit überwiegend
bulgarischen Arbeitern bezeichnete er als «unübersichtlich». Alle
Bewohner hätten sich bei den Tests aber kooperativ gezeigt. Hinweise,
dass Schulen oder Kitas betroffen sein könnten, gebe es nicht. «Alle
Kinder, die dort wohnen, waren in den vergangenen Wochen nicht in
Schule oder Kita.»

Vier mobile Testteams waren mit Unterstützung zahlreicher Polizisten
bis in die Nacht zum Dienstag unterwegs, um alle infrage kommenden
Bewohner und Kontaktpersonen aufzuspüren und PCR-Testungen
vorzunehmen. Die Proben sollen dann zunächst auf das Coronavirus und
im Fall eines positiven Ergebnisses auf die britische Variante
untersucht werden. «Wir hoffen, dass wir mit diesen Maßnahmen dem
Virus die Verbreitungswege abgeschnitten haben. Wir haben eine
Reihentestung aller dort lebenden Personen durchgeführt», sagte
Herter.

Einsatzleiter Burrichter berichtete, es seien insgesamt 79 PCR-Tests
durchgeführt worden. Mit einem besonderen Analyse-Verfahren
(Sequenzierung) werde nun untersucht, ob weitere Fälle der englischen
Virus-Variante nachgewiesen werden können. «Bisher haben wir noch
keine Ergebnisse, weil das Analyseverfahren länger dauert», sagte der
Hammer Stadtsprecher am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Die
Untersuchung der PCR-Proben auf die britische Mutation kann wegen des
komplizierten Verfahrens bis zu einer Woche dauern.

Zunächst hieß es, bis zu 140 Menschen der bulgarischen Community
könnten derzeit in den vier betreffenden Wohnhäusern leben. Es seien
aber nur 80 Personen angetroffen worden. Bei den übrigen dort
Gemeldeten geht die Stadt davon aus, dass sie sich derzeit im Ausland
aufhalten.

In weißen Schutzanzügen gekleidete Polizeibeamte überwachten seit
Montag zunächst die Einhaltung der Quarantäne und kontrollierten auch
außerhalb der Gebäude die Personalien. Im Laufe des Tages wurde die
Polizei von einem Wachdienst abgelöst.

Zur Gefahrenabwehr war am Montag ein Krisenstab unter Leitung von
Oberbürgermeister Herter gebildet worden. «Wir haben unverzüglich
geeignete Maßnahmen beschlossen», sagte Herter. «Die britische
Mutante des Coronavirus ist hochansteckend. Um die Ausbreitung zu
verhindern, waren diese Maßnahmen das Gebot der Stunde.»