Notärztin Federle: Spahn macht es richtig, Lucha falsch

Tübingen (dpa/lsw) - Die Tübinger Notärztin Lisa Federle hat die
Schnelltest-Initiative von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mit
Erleichterung aufgenommen. Spahn hatte mitgeteilt, dass sich alle
Bürger in Deutschland ab dem 1. März kostenlos mit Schnelltests auf
das Corona-Virus testen lassen könnten. «Diese Maßnahme war
überfällig», sagte Federle am Dienstag. Federle hat in Tübingen
bereits seit Ende November mit Schnelltests begonnen, die sie mit
Spenden finanziert. Diese Schnelltests hätten nachgewiesenermaßen
einen spürbaren Effekt auf die Inzidenz im Landkreis Tübingen, sagte
Federle.

Die Notärztin kritisierte ein weiteres Mal Sozialminister Manfred
Lucha (Grüne). Mehrfach habe sie seit Oktober Lucha dazu
aufgefordert, sich um die Bereitstellung und Finanzierung der
Schnelltests zu kümmern. Diese dringenden Bitten seien an dem
Minister abgeprallt wie an einer Betonwand. «Lucha kam einfach nicht
in die Puschen», sagte Federle. Sie sei es leid, die Arbeit des
Sozialministeriums zu machen.

Schnelltests seien eine der wichtigsten Möglichkeiten, um bei der
Öffnung von Schulen, Kitas, Friseurläden, aber auch in den Betrieben
das Infektionsgeschehen zeitnah im Auge zu behalten, sagte Federle.
Nach dem Tübinger Vorbild hatten viele Landkreise Städte, Gemeinden
landes- und bundesweit die Tübinger Schnelltest-Strategie umgesetzt.
Wichtig sei es nun, eine klare Teststrategie anzuwenden, um die
besonders gefährdeten Gruppen herauszufinden und dann die Maßnahmen
entsprechend anzupassen, sagte Federle.

Auch Lucha begrüßte den Vorstoß von Spahn. Er stehe im engen
Austausch mit Spahn und begrüße ausdrücklich, dass dieser den Vorsto
ß
aus Baden-Württemberg aufgenommen habe und nun kostenfreie
Schnelltests in Aussicht stelle. Lucha sagte, der Aspekt werde direkt
beim Spitzengespräch zur Teststrategie des Landes am Mittwoch
einfließen. Lucha kündigte außerdem an, er plane eine große
Landesreserve an Selbsttests aufzubauen, sobald diese zugelassen
seien. Eine Kabinettsvorlage dazu sei bereits in Arbeit.

Das Land Baden-Württemberg habe eine bewährte Teststrategie, die den
Fokus klar auf vulnerable Gruppen lege. Lucha hatte mit
Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) in der vergangenen Woche
beschlossen, dass die Öffnung der Schulen und Kitas mit einer
anlasslosen Testung von Erziehern und Lehrern zweimal pro Woche
einhergehen solle. Damit werde die bisherige Teststrategie für diese
Berufsgruppe noch einmal intensiviert.