Sepsis-Aufklärung könnte jährlich 20 000 Todesfälle verhindern

Berlin (dpa) - Die unbekannte Volkskrankheit: Sepsis - allgemein
Blutvergiftung genannt - ist mit 75 000 Fällen im Jahr eine der
häufigsten Todesursachen in Deutschland. Durch mehr Aufklärung
könnten bis zu 20 000 davon vermieden werden, hieß es am Dienstag zum
Start der Kampagne «Deutschland erkennt Sepsis».

Das Aktionsbündnis Patientensicherheit und ihre Partner wollen mit
der Initiative ein Bewusstsein für die Sepsis schaffen und
Warnzeichen bekannter machen. In einem Papier forderten sie, Qualität
und Diagnostik in Krankenhäusern zu verbessern und bessere Daten bei
Forschung und jedem einzelnen Fall zu generieren. Konrad Reinhart,
Vorsitzender der Sepsis-Stiftung, appellierte: «Jeder weiß, was Krebs
ist. Jeder muss wissen, was eine Sepsis ist.»

«Nur 17 Prozent der Bevölkerung kennt die Symptome», mahnte Ulrike
Elsner, Vorsitzende vom Verband der Ersatzkassen. Es gibt drei
Warnsignale: schnelle Atmung von mehr als 22 Atemzügen pro Minute,
oberer Blutdruckwert unter 100 und allgemeine Verwirrtheit.

Sepsis ist ein Notfall wie Schlaganfall oder Herzinfarkt, der oft zu
spät erkannt wird. «Jede Minute zählt», warnte Arne Trumann,
stellvertretender Vorsitzender der Sepsis-Hilfe und selbst
Betroffener. Die Überreaktion des Immunsystems auf eine Infektion
schädigt Organe und kann in Stunden zum Tod führen. Überlebende
erleiden oft schwere Folgeschäden. «Über 30 Prozent werden
Pflegefälle. Das sind bedrückend hohe Zahlen», sagte Elsner.