Grünen-Bundesgeschäftsführer kritisiert Laschet für Corona-Aussagen

Berlin (dpa) - Grünen-Bundesgeschäftsführer Michael Kellner hat
kritische Äußerungen von CDU-Chef Armin Laschet zum Kurs in der
Coronavirus-Pandemie scharf kritisiert. «Armin Laschet blendet aus,
wie fatal die Auswirkungen für die Gesellschaft wären, wenn
Lockerungen zu früh kämen», sagte Kellner am Dienstag der Deutschen
Presse-Agentur in Berlin. Laschet stelle sich damit gegen die
gemeinsame Linie aller Länder und der Bundesregierung, die er als
Ministerpräsident Nordrhein-Westfalens selbst mitbeschlossen habe.
«Damit untergräbt er eine solidarische Pandemiebekämpfung, das
höchste Gut in diesen Zeiten.»

Beim digitalen Neujahrsempfang des baden-württembergischen
Landesverbands des CDU-Wirtschaftsrats hatte Laschet am Vorabend
gesagt: «Populär ist, glaube ich, immer noch die Haltung: Alles
verbieten, streng sein, die Bürger behandeln wie unmündige Kinder.»
Das trage aber nicht auf Dauer, sagte Laschet. Man müsse das Virus
und seine Mutationen zwar ernst nehmen, aber zu einer abwägenden
Position zurückkommen. Kinder, die monatelang nicht in Schule oder
Kita gehen, erlitten vielleicht Schäden fürs ganze Leben.

Laschet warnte auch vor einem zu einseitigen Fokus auf
Infektionszahlen. «Man kann nicht immer neue Grenzwerte erfinden, um
zu verhindern, dass Leben wieder stattfindet», sagte er. «Wir können

unser ganzes Leben nicht nur an Inzidenzwerten abmessen.» Man müsse
all die anderen Schäden, etwa für Gesellschaft und Wirtschaft,
genauso im Blick haben wie die Inzidenzzahlen.

Die Länderregierungschefs und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatten
zuletzt vereinbart, den Lockdown grundsätzlich bis zum 7. März zu
verlängern. Sollte die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz - also
Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner und Woche - stabil unter 35
sinken, sollen die Beschränkungen von den Ländern schrittweise
gelockert werden - zunächst für Einzelhandel, Museen und Galerien
sowie Betriebe mit körpernahen Dienstleistungen.