Sinkende Corona-Zahlen bei den Nachbarn - Sorge vor Virusvarianten

Deutschland schottet sich aus Angst vor Virusvarianten ab. Während
die Zahl der Corona-Neuinfektionen in den Nachbarländern größtenteils

zurückgeht, sind Mutationen in fast jedem Land nachgewiesen worden.

Berlin (dpa) - Deutschland hat nach der Ausbreitung neuer
Virusvarianten im Ausland die Regeln für die Einreise an den Grenzen
im Süden und Südosten verschärft. Beamte der Bundespolizei und der
bayerischen Grenzpolizei kontrollieren seit Sonntag an der Grenze zu
Tschechien und Tirol den Verkehr - und schicken Einreisende zurück,
wenn sie nicht unter Ausnahmeregelungen fallen. Weitere Gespräche mit
betroffenen Ländern, etwa mit Frankreich, sind geplant. Ein Blick
über die Grenze zeigt: In vielen Nachbarländern grassieren die
Corona-Varianten bereits.

FRANKREICH: In Frankreich ist die Corona-Lage weiterhin angespannt.
Allerdings geht die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in
einer Woche aktuell langsam zurück, zuletzt fiel sie unter die Marke
von 200. Es werden regelmäßig mehr als 20 000 Neuinfektionen pro Tag
in Frankreich gemeldet. In den vergangenen Tagen hatte sich auch die
Situation in den Krankenhäusern leicht gebessert. Nach Angaben von
Gesundheitsminister Olivier Véran von Ende vergangener Woche sind 20
bis 25 Prozent der Corona-Infektionen im Land auf die Variante aus
Großbritannien zurückzuführen. Die südafrikanische und brasilianisc
he
Variante machen nur etwa vier bis fünf Prozent aus.

Im Département Moselle an der deutschen Grenze hatte es zuletzt aber
einen heftigen Ausbruch mit mutierten Viren gegeben - vor allem die
südafrikanische und die brasilianische Variante sind dort
aufgetreten. Frankreichs Europa-Staatssekretär Clément Beaune warnte
am Montagvormittag vor «bösen Überraschungen» an der Grenze und
wollte sich mit den Regierungschefs der drei benachbarten
Bundesländer Saarland, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg
abstimmen. Christophe Arend, Abgeordneter aus Forbach (Moselle) in
Paris forderte eine gemeinsame Strategie beider Länder - vor allem
auch mit Blick auf die Tests.

ÖSTERREICH: Seit rund einer Woche sind in Österreich alle Geschäfte,

die Friseure sowie die Schulen wieder offen. Für den Besuch
körpernaher Dienstleister und der Schulen ist ein negativer
Corona-Test nötig. Bisher sind die Zahlen weiter stabil. Die Lage in
den Kliniken hat sich ebenfalls deutlich entspannt. Österreich setzt
auf einen völlig anderen Weg als Deutschland. Ein niedriger
Inzidenzwert, aktuell liegt er in der Alpenrepublik bei 107
Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in 7 Tagen, wird gar nicht
angestrebt. Hauptsache die Lage bleibt so stabil wie jetzt. Das Land
sieht sich bei Tests als eine Art Europameister. Es gibt inzwischen
vielfältige Möglichkeiten fast jederzeit kostenlos einen Test zu
machen. Zwei Millionen werden es allein in dieser Woche sein.

SCHWEIZ: Die aktuellen Maßnahmen sind bis Ende Februar befristet.
Dazu gehört die Schließung aller Geschäfte, die nicht Waren für das

tägliche Leben anbieten. Auch Restaurants und Museen sind zu.
Andererseits sind Skigebiete sowie Hotels in Betrieb. Ausgangssperren
gibt es nicht. Die Zahlen bei den Neuinfektionen haben sich in den
vergangenen Wochen günstig entwickelt. Am 24. Februar dürfte die
Regierung entscheiden, welche Regelungen sie verlängern will.

TSCHECHIEN: Die Corona-Lage bleibt ernst. Landesweit gab es zuletzt
knapp 500 Fälle je 100 000 Einwohner binnen 7 Tagen. Sorgen bereiten
die regionalen Hotspots im Westen und Norden des Landes. Nach einem
Tageshöchststand von mehr als 17 700 Neuinfektionen Anfang Januar
verharren die Zahlen auf einem hohen vierstelligen Niveau - trotz
Geschäftsschließungen, Maskenpflicht und nächtlicher Ausgangssperre.


Eine Untersuchung ergab einen Anteil der wohl ansteckenderen
britischen Mutante im Bezirk Trutnov von 60 Prozent und in Prag von
weniger als 10 Prozent. Die Stichprobe war klein. Nur sehr wenige
Proben können sequenziert werden. Die südafrikanische Variante wurde
noch nicht entdeckt. Mit Äußerungen zu den deutschen
Einreisebeschränkungen hat sich die Politik bisher zurückgehalten.

POLEN: In Polen ist die Zahl der Neuinfektionen zurückgegangen.
Zuletzt wurden regelmäßig etwa 7000 neue Fälle pro Tag gemeldet. Die

Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in 14 Tagen liegt bei
196. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums vom Montag gibt es
bislang landesweit acht bestätigte Fälle der britischen Variante. An
seinen EU-Binnengrenzen hat Polen bislang keine Grenzkontrollen
eingeführt. Wer aus dem EU-Ausland einreist, muss danach allerdings
für zehn Tage in Quarantäne. Ausnahmen gelten für bestimmte
Berufsgruppen.

DÄNEMARK: Bei den Dänen sanken die Corona-Zahlen in den vergangenen
Wochen rapid: Mitte Dezember wurden zu Spitzenzeiten mehr als 4000
Corona-Fälle pro Tag nachgewiesen, mittlerweile sind es täglich nur
noch wenige Hundert. Die wöchentliche Neuinfektionszahl lag zuletzt
unter 49 pro 100 000 Einwohner und zählt somit zu den niedrigsten
Europas. Dennoch befindet sich Deutschlands nördlichster Nachbar
weiter im Lockdown. Grund dafür ist die Sorge vor mutierten
Virusvarianten. Die britische Variante wurde zuletzt in mehr als
jeder vierten analysierten Corona-Probe nachgewiesen - Tendenz weiter
steigend.

Die dänischen Grenzen sind für die meisten Ausländer weitgehend
dicht. Ins Land kommt nur, wer einen triftigen Einreisegrund hat und
einen maximal 24 Stunden alten negativen Corona-Test vorweisen kann.
Einreisebeschränkungen gibt es auch für Schleswig-Holsteiner, sie
sind aber nicht so streng wie für andere Ausländer.

NIEDERLANDE: Zur Zeit gibt es in den Niederlanden etwa 140
Infektionen pro 100 000 Einwohner in einer Woche. Die Tendenz ist
eindeutig rückläufig. Die Behörden schätzen, dass bereits mehr als

die Hälfte aller Infektionen durch Virus-Mutanten kommen, vor allem
durch die britische Variante. Aber genaue Zahlen dazu gibt es nicht.
Es gibt Grenzkontrollen für Reisende die per Zug, Bus, Flugzeug
und Schiff vor allem aus Großbritannien, Südafrika und Südamerika

kommen. Aber stichprobenartig werden auch Reisende in Zügen aus
Deutschland kontrolliert, ob sie ein negatives Testergebnis vorweisen
können.