Kretschmer wegen Absage der Osterferien in der Kritik

Dresden (dpa/sn) - Der sächsische Regierungschef Michael Kretschmer
(CDU) ist wegen seiner coronabedingten Absage der Osterferien in die
Kritik geraten. Der Landestourismusverband (LTV) reagierte am Montag
mit Unverständnis. «Die Inzidenzwerte fallen seit Wochen, bis Ostern
sind es noch sieben Wochen. In dieser Zeit können noch niedrigere
Werte erreicht sein», erklärte LTV-Präsident Rolf Keil. Sowohl die
Branche als auch die Menschen brauchten Ermutigung und
Perspektiven: «Solche Nachrichten führen einzig zu erheblichen
Verunsicherungen bei den Unternehmen und Gästen.»

Kretschmer sah am Wochenende in der «Bild am Sonntag» keine Chance
für Reiseverkehr und Tourismus in den kommenden Wochen. «Ich bin
dafür, Wahrheiten auszusprechen: Osterurlaub in Deutschland kann es
dieses Jahr leider nicht geben.» Zu große Mobilität bereits im April

sei Gift: «Wir würden alles zerstören, was wir seit Mitte Dezember
erreicht haben.»

Der Fachausschuss der Industrie- und Handelskammer Dresden (IHK)
zeigte sich verärgert. «Derartig pauschale Äußerungen, ohne die
Entwicklung der nächsten Wochen vorhersagen zu können, und unabhängig

einer konkreten Öffnungsstrategie, stoßen auf absolutes Unverständnis

bei uns Unternehmern. Wir befinden uns seit mehr als 100 Tagen
unverschuldet im zweiten Lockdown und kämpfen jeden weiteren
geschlossenen Tag ums Überleben», betonte Marc Arendt, Chef des IHK-
Fachausschusses. Die Branche sei bereits seit der Konferenz der
Ministerpräsidenten in der vergangenen Woche stark verunsichert.

«Die jetzt erfolgte Aussage des Ministerpräsidenten hat inzwischen
schon zu Stornierungen bis in den Frühsommer hinein geführt. Es ist
nicht nachvollziehbar, dass unsere Regierung bis zum heutigen Tag
keinen Stufenplan zum Neustart mit der Orientierung an belastbaren
Kennzahlen vorlegen konnte», kritisierte Arendt.

AfD-Parteichef Jörg Urban warf Kretschmer vor, den Bürgern jegliche
Vorfreude auf Ostern zu nehmen: «Obwohl die Zahl der Infektionen seit
Wochen massiv gefallen ist, bietet Herr Kretschmer den Bürgern
keinerlei Ausstiegsszenario an.» Sein politisches Gebaren nehme
«neo-totalitäre Züge» an. Man habe den Eindruck, die Regierung des

Freistaates habe am «Endlos-Lockdown Gefallen gefunden». Urban
forderte erneut, den Lockdown sofort zu beenden.