«Leere im Herz» an Rosenmontag - Aber Motto-Wagen in Düsseldorf

Was für ein trauriger Rosenmontag für die Narren! Es gab keine Umzüge

und kein ausgelassenes Treiben auf der Straße. In Düsseldorf fuhren
aber wenigstens ein paar Wagen. Die Motive waren provokant wie immer.

Köln/Düsseldorf/Mainz (dpa) - Wegen der Corona-Pandemie haben sich
die Narren in diesem Jahr mit einem Rosenmontag ohne Karnevalszüge
abfinden müssen. «Diese Leere - das macht auch so'n bisschen Leere im
Herz, das tut einem schon sehr weh», sagte der Kölner
Karnevalspräsident Christoph Kuckelkorn der Deutschen Presse-Agentur.
«Es ist eine ganz schwierige Zeit.»

Die Düsseldorfer Karnevalisten schickten immerhin acht ihrer
berühmten Motto-Wagen auf die Straße. Pandemiebedingt rollten die
überlebensgroßen Karikaturen jedoch nicht als Zug, sondern getrennt
voneinander durch die Stadt. Die Route blieb streng geheim, um
Menschenansammlungen zu vermeiden. «Es ist ein kleines Zeichen, dass
wir noch am Leben sind», sagte Wagenbauer Jacques Tilly der Deutschen
Presse-Agentur. Die Wagen seien «eine kleine Wundsalbe gegen die
Phantomschmerzen» der Karnevalisten.

Unter anderem präsentierte Tilly einen «Querdenker», dem das Hirn aus

dem Kopf fliegt. Eine Figur zeigte Armin Laschet als Angela Merkel.
Provokant: Ein Priester, der die Eichel eines männlichen Glieds als
Hut trägt. Dieses Werk bezeichnete Tilly als seinen persönlichen
Lieblingswagen», die katholische Kirche sei nun mal sein «Leib- und
Magenthema». Der Trump-Wagen, auf dem der Ex-Präsident wie ein
Spanferkel gegrillt wird, sei hoffentlich sein letzter zu diesem
Thema.

«Das war eine gute Aktion, ich habe ein gutes Gefühl», sagte Tilly
anschließend. «Alle haben ihre Handys gezückt und geklatscht - fast
wie Rosenmontag.» Natürlich habe es wegen Corona keinen Volksauflauf
geben dürfen. «Es ging nur darum, symbolisch die Narrenfreiheit
hochzuhalten.»

Auch in Köln war dieses Jahr ein Wagen von Tilly zu sehen: Die
Umweltschutzorganisation Greenpeace demonstrierte damit gegen die
Klimapolitik von Ministerpräsident Armin Laschet. Der Wagen zeigte
den CDU-Chef mit Narrenkappe, wie er mit einem riesigen
Braunkohlebagger eine Kirche im Gebiet des Tagebaus Garzweiler
zwischen Köln und Aachen zum Einsturz bringt. Davon abgesehen gab es
in Köln einen Rosenmontagszug im Miniaturformat: Das
Stockpuppentheater Hänneschen hatte ihn in Szene gesetzt, verfolgt
werden konnte er im WDR Fernsehen.

Einzelne Kölner Karnevalisten gingen den verwaisten Weg des
Rosenmontagszugs ab. «Das ist vielleicht auch ein bisschen
Trauerarbeit», sagte Karnevalspräsident Kuckelkorn, der von Beruf
Bestatter ist. «So langsam kommt wirklich an, was hier passiert und
wie groß das Ganze ist.» Er habe allerdings die Hoffnung, dass der
Karneval durch diese Erfahrung an Tiefe gewinne.

Auch in Mainz blieben die Narren am Rosenmontag zu Hause. «Es ist
tatsächlich ruhig», sagte ein Polizeisprecher. «Wir haben eine
Handvoll Kollegen in der Innenstadt, die haben nichts gemeldet.»

Unterdessen stellte das Festkomitee Kölner Karneval bereits das Motto
für die nächste Saison vor. Es heißt: «Alles hät sing Zick.» (A
lles
hat seine Zeit.) Damit solle der Bogen geschlagen werden von der
aktuellen, coronabedingt verhaltenen Saison zu einem hoffentlich
wieder «wunderbar engen Miteinander bei Sitzungen, Partys und
Rosenmontagszug».