IHK-Kritik: Grenzkontrollen nachvollziehbar, aber zu kurzfristig»

Zittau (dpa/sn) - Der Zittauer Geschäftstellenleiter der Industrie-
und Handelskammer (IHK) Dresden, Matthias Schwarzbach, hat die
Kurzfristigkeit der Entscheidung über schärfere Grenzkontrollen
zwischen Deutschland und Tschechien kritisiert. «Innerhalb von 48
Stunden können die Unternehmen keinen Ersatz finden oder ihre
Mitarbeiter aus Tschechien überreden, Quartier in Deutschland zu
beziehen», sagte er am Montag.

Zudem hätten viele sächsische Unternehmer vor vier Wochen eine
Test-Infrastruktur aufgebaut, die jetzt schon wieder obsolet sei.
Schwarzbach sieht zudem die Gefahr, dass durch die Pandemie
mittelfristig tschechische Arbeitnehmer dem deutschen Arbeitsmarkt
verloren gehen könnten und sie sich wieder in ihrer Heimat eine
Arbeit suchen. Am Donnerstag hatte Ministerpräsident Michael
Kretschmer (CDU) über die verschärften Grenzkontrollen informiert.

Gleichzeitig kann Schwarzbach aber nach eigenen Worten die
Entscheidung des Freistaats zu den Grenzkontrollen wegen der
schnellen Ausbreitung der britischen Corona-Mutation im Nachbarland
nachvollziehen. Ihm zufolge sind von der neuen Grenzregelung in
Sachsen etwa 2500 bis 3000 Arbeitnehmer betroffen.

«Wir haben rund 9000 Pendler aus Tschechien nach Sachsen, davon
arbeitet ein Drittel im Gesundheitsbereich. Für sie gibt es
Sonderregelungen. Ein weiteres Drittel ist in Gastronomie und
Tourismus - sie sind schon seit November zu Hause. Das letzte Drittel
ist in der Industrie beschäftigt», sagte Schwarzbach.