Amtsärzte warnen: Gesundheitsämter jetzt nicht vernachlässigen
Stuttgart (dpa) - Die deutschen Amtsärzte warnen davor, die
Gesundheitsämter in der Corona-Pandemie weiter zu überlasten. «Man
hätte die Gesundheitsämter längst aufrüsten und dauerhaft mit mehr
Personal ausstatten können - und nicht nur kurzfristig mit
Hilfskräften, wenn die Infektionszahlen steigen», sagte die
Vorsitzende des Bundesverbands der deutschen Amtsärzte, Ute Teichert,
den «Stuttgarter Nachrichten» und der «Stuttgarter Zeitung» (Montag
).
«Einzelne Ämter haben ein paar Stellen bekommen, aber flächendeckend
ist noch nicht allzu viel passiert. Das reicht noch lange nicht aus.»
Es seien auch nach wie vor zu viele Bundeswehrsoldaten zur Hilfe in
den Ämtern nötig. «Den Kurs, mit Hilfskräften aufzustocken, hat man
noch nicht verlassen», kritisierte Teichert.
Gesundheitsämter stellen unter anderem die Kontaktverfolgung nach
Infektionen sicher. Wird eine Person positiv auf das Coronavirus
getestet, muss dort geprüft werden, wen sie in den Tagen zuvor
getroffen hat.
Die Verbandsvorsitzende äußerte zudem Zweifel, an der gewählten Marke
von 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in der
Sieben-Tage-Inzidenz: «Ich habe von Anfang an darauf hingewiesen,
dass die Zahl 50 für die Gesundheitsämter sehr hoch gegriffen ist»,
sagte Teichert. Die Politik brauche eine Grenze und habe die 50
«willkürlich gewählt». Eine Inzidenz von 50 oder etwas darunter sei
aber noch «viel zu viel». «Wenn jetzt zu rasch gelockert wird,
steigen die Zahlen im April wieder, und wir bekommen eine dritte
Welle», warnte sie.