Land baut Kapazitäten zur Analyse von Virusvarianten weiter aus

Die Mutationen des Coronavirus sind eine zunehmende Gefahr für die
Eindämmung der Pandemie. Um einen besseren Überblick über ihre
Verbreitung zu bekommen, sollen Proben im Südwesten schon bald
flächendeckend darauf untersucht werden.

Stuttgart (dpa/lsw) - Die Landesregierung möchte ihre
Laborkapazitäten weiter ausbauen und in den kommenden zwei Wochen
alle positiven Coronavirus-Proben auf Virusvarianten untersuchen. Bei
der flächendeckenden Bestimmung sei Baden-Württemberg im
Ländervergleich ihres Wissens nach Vorreiter, teilte
Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) mit. Die
flächendeckende Analyse der Proben solle dazu dienen, «die
Verbreitung der Varianten mittels gezielter Kontaktnachverfolgungs-
und strenger Quarantänemaßnahmen einzudämmen».

Bislang werden bereits alle Proben in Baden-Württemberg mit einer
sogenannten vorgeschalteten PCR-Untersuchung auf möglicherweise
vorhandene Mutationen des Virus untersucht. Um die genetischen
Veränderungen des Virus und damit die genaue Virusvariante zu
analysieren, ist im Anschluss ein aufwendigeres Verfahren notwendig,
die sogenannte Vollgenomsequenzierung.

Nur so ist es möglich zu erkennen, ob es sich bei der Probe etwa um
die zuerst in Großbritannien entdeckte Variante B.1.1.7 handelt oder
etwa um die in Südafrika aufgetretene Variante B.1.351. Die Varianten
sind laut mehreren Studien ansteckender und stellen deshalb eine
zunehmende Gefahr für die Eindämmung der Pandemie dar.

Im Südwesten liegt der Anteil der Virusvarianten nach Angaben des
Wissenschaftsministeriums bei rund sechs Prozent. Da die
Untersuchungen bislang noch verdachtsbezogen und nicht flächendeckend
erfolgten, sei von einer gewissen Dunkelziffer auszugehen. Nach
Einschätzung von Experten ist ein Anteil von mehr als zehn Prozent
als kritische Schwelle zu betrachten, ab der eine Dominanz der
Varianten gegenüber dem Wildtyp-Virus nicht mehr zu verhindern ist,
wie eine Sprecherin des Ministeriums mitteilte.

An der Analyse der Virusvarianten sind bislang das Landeslabor des
Landesgesundheitsamtes und die Labore der Universitätskliniken in
Heidelberg, Tübingen und Freiburg beteiligt. Zudem unterstützen
Labore des Deutschen Krebsforschungszentrums und des Europäischen
Molekularbiologischen Labors in Heidelberg sowie der Deutschen
Forschungsgemeinschaft in Tübingen. Nach Angaben des Ministeriums
haben auch drei private Unternehmen Interesse bekundet, bei der
Virus-Analyse mit ihren Laboren zu helfen.