Autoverband befürchtet Produktionsausfälle durch Grenzkontrollen
Berlin (dpa) - Die deutsche Autoindustrie befürchtet nach Darstellung
des Branchenverbandes VDA durch die seit Sonntag geltenden Kontrollen
und Corona-Testpflicht an Grenzen erhebliche Lieferprobleme und
Produktionsausfälle. Durch die zu erwartenden Probleme an den
Grenzübergängen werde die Automobilproduktion ab Montagmittag
größtenteils zum Erliegen kommen, teilte ein Sprecher des Verbandes
der Automobilindustrie (VDA) am Sonntag in Berlin mit. «Die Werke in
Ingolstadt, Regensburg, Dingolfing, Zwickau und Leipzig sind als
erste betroffen.»
Beim Volkswagen-Konzern hieß es am Sonntagnachmittag, es gebe noch
keine Engpässe wegen fehlender Teile aus dem Lkw-Grenzverkehr, auch
nicht im VW-Werk Sachsen und im Porsche-Werk Leipzig. Volkswagen
Sachsen betonte, es würden am Montag keine Einschränkungen erwartet,
und zum jetzigen Zeitpunkt seien diese nicht absehbar. Auch bei
Daimler hieß es am Sonntag, es würden keine Beeinträchtigungen
erwartet, von Werksschließungen könne keine Rede sein.
Der VDA-Sprecher sprach von einer dramatischen Lage. 800 000
Beschäftige in der Automobilindustrie seien betroffen. Die
Autoindustrie fordert, bis zum Aufbau ausreichender Testkapazitäten
an den Grenzen, mindestens aber für die nächsten vier Tage, auf eine
ärztliche Testbestätigung zu verzichten und ersatzweise
Selbstschnelltests für Fahrer zuzulassen.
Nach der Ausbreitung neuer Virusvarianten hat Deutschland die Regeln
für die Einreise aus EU-Staaten erneut verschärft und teilweise
Kontrollen an der Grenze angeordnet. Seit Sonntag dürfen aus
Tschechien und weiten Teilen von Tirol in Österreich nur noch
Deutsche, Ausländer mit Wohnsitz und Aufenthaltserlaubnis in
Deutschland, landwirtschaftliche Saisonarbeitskräfte und
Gesundheitspersonal einreisen.
Einreisen nach Deutschland sollen für wenige Ausnahmen möglich sein,
darunter für «Personal im Gütertransport und sonstiges erforderliches
Transportpersonal». Den Angaben zufolge fallen Ausnahmeprivilegien
für Transportmitarbeiter weg, so dass diese jetzt - wie jeder normale
Einreisende auch - ein negatives Testergebnis bei der Einreise mit
sich führen müssen. Die Bundesregierung stufte auch die Slowakei als
Gebiet mit besonders gefährlichen Virusmutationen ein.
Lkw-Fahrer müssen laut VDA ein negatives Coronatestergebnis aus den
letzten 48 Stunden vorweisen. Das müsse ärztlich bestätigt sein und
dreisprachig vorliegen. «Wir haben Verständnis für energische
Maßnahmen, aber diese neue Testpflicht für Lkw-Fahrer ist so
kurzfristig gar nicht umzusetzen», sagte der VDA-Sprecher.
Die deutsche Automobilindustrie werde aus der Tschechischen Republik,
der Slowakei, aus Rumänien, Ungarn und Norditalien Just-In-Time
beliefert, also erst bei tatsächlichem Bedarf - aber auch Just-In-
Sequence, das sind Lieferungen genau in der für die Produktion
benötigten Menge und Reihenfolge. Die Komponenten würden direkt an
das Montageband geliefert, hieß es. «Wenn das Bauteil nicht
durchkommt, stehen die Bänder still.» Durch die kurzfristig
angekündigten Maßnahmen sei es nicht möglich gewesen, eine
entsprechende Bevorratung zu schaffen.