Flick wehrt sich nach Kritik - Appell an Politik: Positives verkünden

In der hitzigen Debatte um Auslandsreisen im Fußball und einem
Sonderstatus der Profis bezieht Hansi Flick ungewöhnlich klar
Stellung. Die Kritik an Bundeskanzlerin Merkel findet der
Bayern-Trainer «krass». Er appelliert an Experten und Politiker.

München (dpa) - Hansi Flick hat sich gegen Kritik an der Katar-Reise
des FC Bayern München und an der Sonderrolle des Fußballs gewehrt.

Der Münchner Trainer appellierte im Gegenzug an die Politik,
Perspektiven für die Bevölkerung zu schaffen. «Ich finde, die
sogenannten Experten, die Politik sollen sich zusammensetzen und
wirklich mal eine Strategie entwickeln, dass man irgendwann mal
wieder Licht im Tunnel sieht. Das ist aktuell zu wenig, gerade für
die Bevölkerung, für die Bürger, die nicht in der Situation sind wie

wir Fußballer», sagte Flick am Sonntag in München. Es müsse mal «
was
Positives» verkündet werden können, meinte der 55-Jährige.

Angesprochen auf Reisen des Fußballs, die Rückreise von Bayern-Profi

Thomas Müller nach einer Corona-Infektion aus Katar und die Kritik
des SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach entgegnete Flick: «Der
Herr Lauterbach hat immer zu irgendwas einen Kommentar abzugeben.»
Das sei vor allem immer dann der Fall, wenn man selbst nicht in der
Verantwortung stehe und nur ein Ergebnis bewerten müsse, kritisierte
Flick. «So langsam kann man die sogenannten Experten gar nicht mehr
hören, auch Herrn Lauterbach.»

Der reagierte postwendend. ««Sogenannte Experten» äußern sich, we
il
Journalisten sie um Einschätzung bitten. Wenn Hansi Flick anderer
Meinung ist, soll er einfach seine Argumente bringen», twitterte
Lauterbach. «Dafür muss er nicht Experte sein. Auch andere Argumente
zählen. Aber als Amateur Sportler sage ich: nicht unfair sein!»

Flick räumte einen «Sonderstatus» des Profifußballs ein. Aber für
die
Berufsausübung unterwerfe man sich auch strengen Regeln. Er selbst
sei bereits an die 100-mal getestet worden, sagte Flick. Und die
Reise nach Katar zur Club-WM sei der Beruf, den man ausüben müsse.

Er habe oft das Gefühl, dass viele versuchten, aus der Situation
Profit zu schlagen, um bei der nächsten Wahl mehr Prozente zu
bekommen, sagte Flick. «Das ist weit an dem Thema vorbei, welche
Aufgabe sie aktuell haben in der Politik: Wirklich gemeinsam daran zu
arbeiten, dass es irgendwann mal wieder zur Normalität kommt.»

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nehme sich in der schwierigen
Zeit nicht zu wichtig, bemerkte Flick anerkennend. «Sie ist immer
vornedran und wird natürlich wie immer auch bewertet, mit allem, was
sie macht. Sie ist auch nur ein Mensch, wie wir alle, und wir alle
machen Fehler», sagte Flick. «Sie darf auch Fehler machen. Nur wie
das bewertet wird von den sogenannten Experten oder
Politikerkollegen, ist schon ganz krass.» Man müsse vielmehr ein
Miteinander finden, «um möglichst auch den Menschen in Deutschland
oder auf der ganzen Welt so ein bisschen Zuversicht für die Zukunft
zu geben. Das ist aktuell nicht der Fall».