Piks im Akkord für Senioren in der «Langen Lene»

Seit Ende Dezember laufen die Corona-Impfungen in Sachsens
Pflegeheimen. Die Immunisierung von über 80-Jährigen hat Priorität,
aber viele der Hochbetagten leben in ihrem eigenen Zuhause.

Leipzig (dpa/sn) - Einer der längsten Wohnblocks Deutschlands in
Leipzig ist am Samstag zum Impfzentrum geworden. Vier Ärzteteams
haben 275 über 80-Jährigen aus der «Langen Lene» die erste Dosis de
r
Corona-Impfung verpasst, «in neun Stunden ohne Pause», sagte Gothild
Lieber am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. Sie ist die
Vorsitzende des Seniorenbeirats der Stadt und des Vereins Alter,
Leben und Gesundheit, der den Plattenbau-Wohnkomplex seit 20 Jahren
betreibt, die sich für die Aktion eingesetzt hatten.

Laut Lieber kamen die Senioren auch im Rollstuhl und in Decken
eingewickelt in die temporäre Impfstation in den Gemeinschaftsraum.
«Es ist gut, dass auch diese Menschen, die nicht in Heimen sondern in
ihren Wohnungen leben, drankommen, denn die Angst ist groß bei
ihnen.» Einige der «Lange Lene»-Bewohner hätten sich vergeblich
selbst um einen Termin bemüht. «Es gab nur eine Handvoll, die sich
nicht impfen lassen wollten, und eine Hundertjährige ist nicht
gekommen», sagte sie. Die, die sich die Spritze nicht selbst abholen
konnten, wurden in ihrem Zuhause geimpft.

Nach Angaben von Lieber war die Stimmung sehr gut und «alle
begeistert». Die älteren Herrschaften seien vor dem Termin über die
Impfung aufgeklärt worden, hatten ihr Einverständnis gegeben. «Es war

alles bestens vorbereitet.» Für das Deutsche Rote Kreuz (DRK) war es
der Testlauf in einer Anlage, in der viele ältere Menschen wohnen,
wie ein Sprecher im Vorfeld sagte. Er ersparte den 80 bis 98 Jahre
alten, vielfach allein lebenden Senioren den Weg ins Impfzentrum in
der Neuen Messe.

In dem 1968 fertiggestellten, 335 Meter langen Plattenbau wohnen laut
Lieber rund 1500 Menschen. Der aus vier miteinander verbundenen
Häusern bestehende Komplex im Stadtteil Probstheida ist nach der
Adresse Lene-Voigt-Straße benannt. «Es ist ein ganz normales
Wohnhaus», sagte Lieber. In den 800 Wohnungen lebten auch junge
Leute. Allerdings sind etwa 70 Prozent im Rentenalter und rund ein
Drittel über 80 Jahre alt. 275 von ihnen müssen dann am 6. März noch

einmal den Arm frei machen - für die zweite Dosis.