SPD pocht auf Corona-Sonderurlaub für Eltern

Es kann nicht angehen, dass Eltern für die Betreuung ihrer Kinder
gerade den Sommerurlaub opfern, meint die SPD. Zusätzliche
Urlaubstage sollen her. Der Koalitionspartner fürchtet, dass
Unternehmen das nicht stemmen können.

Berlin (dpa) - Die SPD will zusätzliche Urlaubstage für Eltern, die
wegen der Corona-Pandemie besonders belastet sind. «Die Grenzen der
Mehrfachbelastung durch Homeoffice und Homeschooling sind
überschritten», sagte Fraktionschef Rolf Mützenich den Zeitungen der

Funke Mediengruppe (Samstag). «Es ist Eltern nicht zuzumuten, jetzt
den Jahresurlaub zur Betreuung der Kinder zu nehmen, der dann in den
Sommerferien fehlt.» Unterstützung bekam Mützenich am Wochenende von

Grünen und Linken, der Koalitionspartner Union dagegen will auf den
Vorschlag nicht eingehen.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte im Dezember mit den
Ministerpräsidenten der Länder beschlossen, dass Eltern zusätzliche
Möglichkeiten für bezahlten Urlaub zur Betreuung ihrer Kinder
bekommen sollten. Letztlich wurden dann zehn zusätzliche
Kinderkrankentage für Arbeitnehmer eingeführt.

Aus Sicht von Mützenich ist das nur ein Kompromiss, der angesichts
der Lockdown-Verlängerung nicht mehr ausreicht. Schulen und Kitas
würden absehbar nur schrittweise geöffnet, die Belastung für Eltern
im Homeoffice bleibe damit hoch. Der SPD-Fraktionschef ließ offen,
wie viele Extra-Urlaubstage er den Eltern zustehen würde. «Es sollte
schon eine nennenswerte Zahl sein», sagte er lediglich.

Die Fraktionschefs von Grünen und Linken stimmten ihm zu. «Die
Bundesregierung sollte ihre Versprechen vom Dezember einhalten und
dafür sorgen, dass fürs Homeschooling im Winter nicht bereits der
Sommerurlaub verbraucht werden muss», sagte Grünen-Fraktionschefin
Katrin Göring-Eckardt den Funke-Zeitungen. Linken-Fraktionschef
Dietmar Bartsch erklärte, er wünsche sich mehr als nur Ankündigungen.

Familien dürften nicht die größten Verlierer der Pandemie sein.

Unions-Fraktionsvize Nadine Schön wies die Forderungen zurück -
brachte dafür aber eine weitere Ausweitung der Kinderkrankentage ins
Spiel. Darüber könne man «angesichts des verlängerten Lockdowns
durchaus nachdenken», sagte sie den Funke-Zeitungen. «Aber einseitig
die Unternehmen zu belasten, wie es sich Herr Mützenich vorstellt,
ist der falsche Weg.» Anders als bei einem bezahlten Sonderurlaub
werden die Kosten für die Kinderkrankentage nicht von den
Arbeitgebern, sondern von den Krankenkassen getragen.

An diesen Tagen erhalten gesetzlich Krankenversicherte ein
Kinderkrankengeld von 90 Prozent des Nettoverdienstes, für privat
Versicherte gilt die Regelung nicht. Bisher gab es das Krankengeld
nur, wenn das Kind wirklich krank war - inzwischen aber auch, wenn
der Betrieb an Schulen und Kitas wegen der Pandemie eingeschränkt
ist. Die Koalition hatte die Zahl der Krankentage pro Elternteil von
10 auf 20 verdoppelt. Alleinerziehende erhalten 40 statt der üblichen
20 Tage.

Mützenich hatte kritisiert, CDU und CSU stellten die Interessen der
Arbeitgeberlobby über die der Familien. Er sieht nicht nur die
Kanzlerin, sondern auch den neuen CDU-Chef und
NRW-Ministerpräsidenten Armin Laschet sowie Bayerns
Ministerpräsidenten und CSU-Chef Markus Söder (CSU) gefordert.