Corona-Notstand in Tschechien läuft aus - Suche nach Ausweg

Prag (dpa) - In Tschechien blieb am Wochenende die Unsicherheit groß,
wie es mit den Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus weitergeht. In
der Nacht zum Montag läuft der Ausnahmezustand aus, dessen
Verlängerung das Parlament abgelehnt hatte. An ihn knüpfen sich Teile
des Lockdowns wie Geschäftsschließungen und die nächtliche
Ausgangssperre, nicht aber die allgemeine Maskenpflicht. Die
Regierung war in Gesprächen mit den Präsidenten der
Verwaltungsregionen, die das Kabinett angesichts der hohen
Infektionszahlen um einen neuerlichen Notstand ersuchen könnten.

Ein renommierter Verfassungsrechtler äußerte sich skeptisch zu einer
solchen Lösung: «Wenn das Parlament dafür gestimmt hat, dass wir
nicht mehr im Notstand leben werden, und man ihn gleich wieder
ausruft, dann ist das ein absoluter Verstoß gegen die Verfassung»,
sagte der Jurist Jan Kysela der Zeitung «Pravo» (Samstag). Der
Biologe Jaroslav Flegr warnte indes vor 20 000 zusätzlichen Toten bei
einer unkontrollierten Öffnung des Landes.

Besonders dramatisch bleibt die Situation in den drei Hotspots Cheb
(Eger), Sokolov und Trutnov, die von der Außenwelt weitgehend
abgeriegelt wurden. Die Polizei kontrolliert an den Zufahrtsstraßen
und wies bisher mehr als 500 Menschen ab, die hinein- oder
herauswollten. Auf der Autobahn D6 kam es wegen der Kontrollen, von
denen auch der Transitverkehr betroffen ist, zu kleineren Staus.

Das Gesundheitsministerium in Prag meldete am Samstag 8782 neue
Corona-Fälle innerhalb von 24 Stunden. Seit Pandemiebeginn gab es
mehr als eine Million bestätigte Infektionen und 18 058 Todesfälle.
Der EU-Mitgliedstaat hat rund 10,7 Millionen Einwohner.