Vorfreude und Sorge vor Kita- und Schulöffnung in Sachsen

Auch wenn der Corona-Lockdown zunächst weitergeht, gibt es für
Grundschüler und Kitas erste Lockerungen. Während sich die einen vor
einer Ausbreitung der Virus-Varianten sorgen, freuen sich andere über
Perspektiven für Kinder. Das sind die Regeln.

Dresden (dpa/sn) - Nach mehreren Wochen im Lockdown gibt es einen
kleinen Schritt zurück zur Normalität: Am Montag (15. Februar) öffnen

die Grundschulen und Kitas in Sachsen im eingeschränkten
Regelbetrieb. Darauf hat sich das Kabinett in Dresden nach
Bund-Länder-Beratungen zur Corona-Krise verständigt. Wie geht es nun
für Eltern, Lehrer und Kinder weiter?

Welche Einrichtungen öffnen am Montag?

Während die Abschlussklassen bereits am 18. Januar in die Schulen
zurückgekehrt sind, werden nun auch Kitas und Grundschulen wieder
geöffnet. Rund 151 000 Grundschüler kehren an die Schulen zurück.
Geplant ist ein eingeschränkter Regelbetrieb. Betreut werden die
Mädchen und Jungen dabei in strikt getrennten Gruppen und mit festen
Pädagogen. In den Schulen werden die Kinder vor allem vom
Klassenleiter unterrichtet. Um die Kinder in festen Gruppen zu
betreuen, kann es wie bereits im Frühjahr in vielen Kitas zu
eingeschränkten Öffnungszeiten kommen. Eltern werden gebeten, ihre
Kinder, wenn möglich, weiter zu Hause zu betreuen.

Muss mein Kind in die Schule gehen?

Nein. Es gilt zwar die Schulpflicht, aber die sogenannte
Präsenzpflicht ist aufgehoben. Das heißt, Eltern können selbst
entscheiden, ob sie ihr Kind in die Schule schicken oder lieber zu
Hause behalten. Auch daheim muss das Kind lernen. Die
Bildungsgewerkschaft GEW geht davon aus, dass ein Großteil der Kinder
wieder in die Kitas und Schulen gehen wird.

Wie steht es um den Schülerverkehr?

Wenn die Schulen wieder öffnen, nutzen wieder mehr Menschen Bus und
Bahn. Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) rief die
Verkehrsunternehmen auf, den Schülerverkehr durch die Rückkehr zu
einer normalen Taktung zu entzerren und auf dem Land
«Verstärkerbusse» einzusetzen. Die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB)
bieten eigenen Angaben zufolge seit dem 1. Februar trotz weniger
Fahrgäste ein verstärktes Angebot. Zudem gebe es spezielle
Zusatzfahrten für die Schüler, der Einsatz könne kurzfristig mit den

betreffenden Schulen abgestimmt werden, hieß es. In Leipzig fahren
Bus und Bahn schon seit Ende Januar wieder im Zehn-Minuten-Takt, in
Chemnitz fahren sie seit dem 18. Januar - mit der Rückkehr der
Abschlussklassen - nach regulärem Linienbetrieb.

Können sich Lehrer und Erzieher testen lassen?

Lehrer können sich weiterhin wie bisher einmal pro Woche kostenlos
und freiwillig auf das Coronavirus testen lassen. Zur Wiedereröffnung
der Kitas gilt das Angebot auch für das pädagogische Personal dort.
Nach Angabe des Kultusministeriums können sich Betroffene an ihren
Hausarzt wenden. «Diskutiert wird, inwieweit hier die
Testmöglichkeiten hochgefahren werden können», hieß es.

Wie können sich Lehrer und Schüler schützen?

Eine Maskenpflicht im Unterricht gibt es nicht, allerdings müssen
Schüler und Lehrer im Eingangsbereich sowie im Schulgebäude eine
medizinische Maske tragen. Auch regelmäßiges Lüften gehört zum
Hygienekonzept. Die Linke bezweifelte jüngst, ob Kitas und
Grundschulen mit Blick auf Tests und Lüftungsmöglichkeiten
ausreichend vorbereitet sind. Einen Überblick, in welchen Schulen es
Luftfilteranlagen gibt, hat das Kultusministerium nicht. Dafür sind
die Schulträger zuständig. Empfohlen werde das Stoßlüften auch bei

den derzeit niedrigen Temperaturen, hieß es. Je größer der
Temperaturunterschied zwischen drinnen und draußen, desto effektiver
das Lüften. Empfohlen wird bei kalten Außentemperaturen ein Lüften
von drei bis fünf Minuten.

Warum lockert Sachsen angesichts der Ausbreitung von Mutationen?

Die Gewerkschaft GEW hält die Eröffnung mit Blick auf die Ausbreitung
der Mutationen für verfrüht, auch die Lehrer sehen der
Wiedereröffnung mit gemischten Gefühlen entgegen. Kultusminister
Christian Piwarz (CDU) begründete den Schritt im «Interesse der
Kinder und auch der Familien», will das Infektionsgeschehen aber im
Blick behalten: Wenn die Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis
(Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen) an fünf
aufeinanderfolgenden Tagen von 100 überschritten ist, müssen sie
wieder schließen. Dieser Mechanismus greift frühestens ab dem 8.
März.

Prescht Sachsen im Alleingang vor?

Sachsen verweist auch auf andere Bundesländer wie Niedersachsen, wo
Unterricht bereits im Wechselbetrieb stattfindet. Nach den
Bund-Länder-Beratungen über das weitere Vorgehen in der Corona-Krise
plant eine Mehrzahl der Bundesländer mit der Rückkehr von Kindern und
Grundschülern ab dem 22. Februar. Dazu zählen etwa
Nordrhein-Westfalen, Bayern, Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz,
Baden-Württemberg, Brandenburg, Berlin und Hessen. Geknüpft wird die
Rückkehr teilweise auch an bestimmte Inzidenzzahlen.