Apotheken drohen auf Grippe-Impfstoff sitzenzubleiben

Berlin (dpa/bb) - Nach großem Interesse an Grippe-Impfungen im
vergangenen Herbst sind in Berliner Apotheken nun viele Dosen übrig.
«Da liegt noch einiges», sagte ein Sprecher des Berliner
Apotheker-Vereins auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Zahlen
nannte er nicht.

Anhand von Schätzungen ihrer Organisationen in den Ländern hatte die
Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (Abda) vor wenigen
Tagen von etwa einer Million noch verfügbaren Impfdosen gesprochen.
«Angesichts der Kosten von rund 10 Euro pro Dosis ergibt sich ein
hoher wirtschaftlicher Schaden», sagte der Berliner Verbandssprecher.

Es sei eine besondere Impfsaison gewesen: Noch im Oktober und
November habe es einen «gefühlt sehr heftigen Liefer-Engpass»
gegeben. Einige Menschen hätten unbedingt geimpft werden wollen und
seien auf der Suche nach dem Impfstoff von Apotheke zu Apotheke
gegangen. «Viele Apotheken haben dann große Mengen nachbestellt.» Als

diese Impfstoff-Lieferungen dann Ende November, Anfang Dezember
gekommen seien, hatte die Nachfrage dem Sprecher zufolge bereits
wieder nachgelassen.

Experten gehen aber trotzdem davon aus, dass diesen Herbst und Winter
mehr Menschen gegen Grippe geimpft wurden als sonst hierzulande
üblich. Für die Saison 2020/2021 hatte das Paul-Ehrlich-Institut 25
Millionen Grippe-Impfdosen freigegeben - wegen der Pandemie eine
deutlich größere Menge als in früheren Jahren.

Ein Abda-Sprecher erklärte, dass nun wohl weit mehr als 20 Millionen
Menschen geimpft worden seien - und auch im Februar mache die Impfung
noch Sinn. Empfohlen wird die Grippeschutzimpfung unter anderem für
Menschen über 60 Jahre, chronisch Kranke und Schwangere.

Normalerweise grassiert die Grippe insbesondere nach dem
Jahreswechsel. In diesem Winter werden jedoch extrem niedrige
Fallzahlen erfasst. Das liegt Experten zufolge auch an den
Corona-Maßnahmen.

Haltbar ist der Grippe-Impfstoff laut Apotheker-Verein-Sprecher
überwiegend noch bis zum Sommer, dann müsse er vernichtet werden.
Weil Grippeviren sehr wandelbar sind und der Impfstoff jedes Jahr neu
angepasst wird, könnten die Mittel in der Regel nicht mehrere Jahre
hintereinander eingesetzt werden.