Tübinger Ärzte gehen mit Magnetimpulsen gegen Depressionen vor

Viele Menschen mit Depressionen haben oft Schlafstörungen, meiden die
Gesellschaft anderer oder leiden unter Ängsten und Panikattacken.
Nicht immer helfen Medikamente und Therapie.

Tübingen (dpa/lsw) - Tübinger Ärzte wollen herausfinden, wie gut sie

Menschen mit Depressionen durch eine Stimulation des Gehirns mit
Magnetimpulsen helfen können. «Mit dem Verfahren der sogenannten
transkraniellen Magnetstimulation wird die Hirnaktivität
normalisiert, die bei einer Depression ins Ungleichgewicht geraten
ist», sagt Christian Plewnia, Facharzt für Psychiatrie und
Psychotherapie an der Universitätsklinik Tübingen.

In der vom Forschungsministerium mit rund zwei Millionen Euro
finanzierten Studie wird Patienten über einen Zeitraum von sechs
Wochen fünf Mal die Woche ambulant ein brillenförmiges Gerät auf die

Stirnregion gelegt: 3 Minuten auf der linken und 40 Sekunden auf der
rechten Kopfhälfte werden die Nervenzellen des Gehirns durch
Magnetimpulse stimuliert.

Diese in Tübingen mitentwickelte und derzeit in den USA schon in sehr
ähnlicher Form häufiger verwendete Methode, führt laut Plewnia zu
einer anhaltenden Anregung der Nervenzellaktivität. Bei einer
Depression werde der Bereich des Gehirns direkt hinter der Stirn
behandelt. «In der Studie wird eine spezielle Form der Stimulation
angewandt, die nur wenige Minuten dauert und so eine beidseitige
Behandlung ermöglicht». Die Studie startet am Montag.

Die tägliche Stimulation soll laut Plewnia helfen, wieder Kontrolle
über die negativen Gedanken, Gefühle und Handlungen, die bei einer
Depression im Vordergrund stehen, zu bekommen. «Häufig kommt es zu
einer spürbaren Verbesserung von Stimmung und Leistungsfähigkeit»,
sagt Plewnia, der damit schon in einer Pilotstudie Erfahrung gemacht
hat.

Erika Fuchs war eine Patientin der Klinik. Die 52-Jährige leidet seit
vielen Jahren unter Panikattacken, Angstzuständen und starker innerer
Unruhe. Bereits zwei Mal habe sie diese Methode ausprobiert. «Durch
diese Therapie fühle ich mich wieder frisch. Ängste und Panik sind
viel, viel weniger geworden», sagt Fuchs. «Ich war vor der Behandlung
sehr gespannt. Sie ist nicht schmerzhaft, aber unangenehm. Man spürt
ein Zucken und Nadelstiche.» Nach der ersten Behandlung ging es ihr
zunächst gut, einige Zeit später sei es wieder schlechter geworden.
Mit dem Ergebnis des neuerlichen Versuchs im vergangenen Jahr sei sie
zufrieden. «Ich bin nicht naiv, dass ich denke, ich sei für immer
geheilt. Wenn es mir schlechter gehen sollte, weiß ich aber jetzt,
wohin ich gehen kann.»