Müller lässt weiteren Fahrplan für Schulen offen

Nach monatelangem Lockdown gibt es erste Öffnungsperspektiven. Erst
die Schulen, dann die Friseure, sagt der Senat. Und für Leseratten
gibt es auch eine gute Nachricht.

Berlin (dpa/bb) - Nach rund zwei Monaten Lockdown öffnen Berlins
Schulen ab 22. Februar schrittweise - wie es nach den Klassenstufen 1
bis 3 aber für ältere Schüler weitergeht, bleibt offen. Die
Entwicklung der Corona-Pandemie müsse beobachtet werden, «deshalb
kann niemand eine Zusage machen», sagte der Regierende Bürgermeister
Michael Müller (SPD) am Freitag im rbb-Inforadio. Für ältere
Jahrgänge würden aber Unterrichtsangebote vorbereitet.

Der Berliner Senat hatte in einer Sondersitzung am Donnerstagabend
die Verlängerung des Corona-Lockdowns um drei Wochen bis 7. März
beschlossen. Viele Geschäfte, Gaststätten, Kultur- und
Freizeiteinrichtungen bleiben damit zur Eindämmung der Pandemie zu.
Eine Ausnahme gibt es für Friseure: Sie dürfen unter strengen
Hygiene- und Abstandsregeln bereits ab 1. März wieder loslegen.

Mit einer schrittweisen Öffnung der Schulen geht es bereits am
22. Februar los. Für Schüler der Klassenstufen 1 bis 3 ist laut
Bildungsverwaltung Wechselunterricht in halber Klassengröße geplant.
Sie werden also in geteilten Lerngruppen abwechselnd in der Schule
und mit Hilfe digitaler Lösungen zu Hause unterrichtet. Das soll
entweder im Umfang von mindestens drei Unterrichtsstunden täglich
oder im tage- oder wochenweisen Wechsel geschehen.

Auch der Kita-Betrieb wird demnach ab 22. Februar wieder schrittweise
hochgefahren. Zunächst soll die Auslastung, die im Rahmen der
aktuellen «Notversorgung» auf 50 Prozent der normalen Kapazität
begrenzt ist, auf 60 Prozent gesteigert werden.

Müller verwies darauf, dass Stufenpläne in beide Richtungen wirkten.
«Wenn die Zahlen runtergehen, muss man wieder vieles ermöglichen,
wenn die Zahlen nach oben gehen, muss man genauso wieder einschränken
...» Man müsse sensibel in beide Richtungen reagieren können. Auch

wenn die Zahl der Neuinfektionen in einer Woche pro 100 000 Einwohner
auf 35 falle, werde es nur stufen- und schrittweise Lockerungen
geben. «Mit der 35 ist nicht von einem Tag auf den anderen alles
wieder offen», betonte Müller. Hier hätten die Bundesländer nach de
m
Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz aber etwas
Handlungsspielraum, etwa für Kultureinrichtungen.

Im Zuge des bundesweiten Lockdowns sind weite Teile des Einzelhandels
mit Ausnahme etwa von Supermärkten, Drogerien oder Apotheken, dazu
Friseure, Kosmetiksalons sowie viele Schulen seit 16. Dezember
geschlossen und Kitas im Notbetrieb. Restaurants, Museen, Kinos,
Theater, Freizeit- und Sporteinrichtungen mussten bereits Anfang
November für das Publikum schließen. Zudem gelten strenge
Kontaktbeschränkungen.

Hier beschloss der Senat eine leichte Aufweichung. Bisher heißt es in
der Infektionsschutzverordnung, das Verlassen der eigenen Wohnung
oder gewöhnlichen Unterkunft sei nur aus triftigen Gründen
«zulässig». Nun werden die Bürger «angehalten», die Wohnung nur
aus
triftigem Grund zu verlassen. Wie bisher schon sind sie zudem
angehalten, physische Kontakte zu anderen Menschen, die nicht zum
eigenen Haushalt gehören, auf das absolut nötige Minimum zu
reduzieren und auf Reisen zu verzichten.

Für Buchliebhaber ist ein Ende der coronabedingten Auszeit der
Bibliotheken in Sicht. Vom 22. Februar an wollen öffentliche
Bibliotheken den Ausleihbetrieb wieder aufnehmen. Nicht jeder
Standort wird öffnen können, aber in allen Bezirken werden
Einrichtungen geöffnet sein. Auch die Zentral- und Landesbibliothek
werde wieder ausleihen, sagte Sprecherin Anna Jacobi. Jenseits der
Ausleihe ist weiter kein Aufenthalt in den Bibliotheken möglich.
Zudem werden Öffnungszeiten verändert und teils deutlich verkürzt.

Ebenfalls neu: Das Verbot, im Freien Alkohol zu trinken, gilt nur
noch in Grünanlagen sowie auf Parkplätzen. Das Verbot für den
öffentlichen Raum insgesamt wird gestrichen.

Die Tendenz bei den Corona-Zahlen in Berlin ist - wohl auch als Folge
des Lockdowns - seit einigen Wochen rückläufig. Am Freitag lag die
Inzidenz - also die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner
binnen einer Woche - bei 61,3. Gleichwohl steht die Corona-Ampel bei
diesem Indikator weiterhin auf Rot. Sie würde erst ab einem Wert von
30 auf Gelb springen, ab 20 auf Grün.