Merkel dringt auf «kluge Öffnungsschritte»

Berlin (dpa) - Kanzlerin Angela Merkel dringt darauf, bei anstehenden
Lockerungen der Corona-Beschränkungen nur schrittweise vorzugehen und
die Folgen genau zu beobachten. «Es hängt jetzt von uns und klugen
Öffnungsschritten ab, ob wir ohne eine groß ausgeprägte dritte Welle

durch die Pandemie kommen - oder ob wir zu unvorsichtig sind und dann
doch vielleicht wieder steigende Fallzahlen haben», sagte die
CDU-Politikerin am Freitag in einem Interview des ZDF-«heute
journal». Wegen neuer Virus-Mutationen müsse man besonders aufmerksam
sein.

Merkel verwies darauf, dass die von den Ländern geplanten Öffnungen
von Schulen und Kitas schon «ein gewagter Schritt» seien. Sie sehe
die große Bedeutung dieser Bereiche aber auch ein. Wenn zum 1. März
dann auch Friseure wieder öffnen könnten, sei dies schon «ein Mehr an

Kontakten, das man beobachten muss».

Für darauf folgende Öffnungen sei deswegen von Bund und Ländern die
Marke von 35 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen
vereinbart worden, die unter dem Wert von 50 liege, ab dem
«umfassende Schutzmaßnahmen» ergriffen werden müssten. Die 35 seien

«eine Vorsichtszahl», ab der man schon erste Schutzmaßnahmen machen
solle, erläuterte Merkel. Wenn man sie unterschreite, dürfe man im
Umkehrschluss aber wieder an größere Öffnungsschritte denken.

Als Maßgabe der Öffnungsstrategie formulierte die Kanzlerin, dass
immer dann der nächste Schritt möglich sei, wenn der vorherige nicht
zu einem Anstieg der Fallzahlen geführt habe - sondern ein Niveau von
35 über einen Infektionszyklus von 14 Tagen stabil bleibe. Nach dem
als nächstes folgenden Einzelhandel blieben dann noch drei Stränge:
Schulen in höheren Jahrgängen, Berufsschulen und Unis, zweitens
private Kontakte und drittens Kultur, Kinos, Theater, Gruppensport
sowie Restaurants und Hotels. «Dann müssen wir politisch entscheiden,
welche Öffnungsschritte aus welchem Strang wollen wir jetzt als
nächste.»