Aufnahmestopp an Klinikum Spandau nach 55 Nachweisen von Mutante

Im Januar mehr als 30 Fälle am Humboldt-Klinikum, nun mehr als 50 am
Klinikum Spandau: Die zuerst in Großbritannien entdeckte
Corona-Mutante B.1.1.7 sorgt in Berlin weiter für Probleme.

Berlin (dpa/bb) - Nach einer Häufung von Nachweisen einer besonders
ansteckenden Corona-Variante gilt an einem Berliner Krankenhaus ein
Aufnahmestopp. Bis 25. Februar würden keine stationären Patienten am
Vivantes-Klinikum Spandau aufgenommen, teilte der landeseigene
Klinikkonzern am Freitag auf seiner Webseite mit. Eine Ausnahme gilt
für psychiatrische Patienten. Die Rettungsstelle bleibe nur für die
Erstversorgung von Schlaganfallpatienten geöffnet.

55 Infektionen mit der zunächst in Großbritannien entdeckten Variante
B.1.1.7 sind nach Vivantes-Angaben bisher in dem Haus mit seinen rund
600 Betten nachgewiesen. Unter den Betroffenen seien 17 Mitarbeiter.
Die Nachweise kämen aus verschiedenen Fachbereichen. Bisher geht die
Klinik davon aus, dass die Mutante von einem Patienten eingeschleppt
wurde, der sich zuvor im Ausland aufgehalten hatte.

Im Unterschied zu einem kürzlich festgestellten Varianten-Ausbruch am
Vivantes Humboldt-Klinikum in Reinickendorf wurde das Spandauer
Krankenhaus nicht unter Quarantäne gestellt, wie Vivantes erklärte.
Dabei hatten Mitarbeiter nur noch zwischen ihrem Zuhause und der
Klinik pendeln dürfen. Mitarbeiter der Spandauer Klinik würden nun
täglich per Schnelltest getestet, hieß es. «Zudem erhalten sowohl
Mitarbeitende wie Patientinnen und Patienten zwei Mal wöchentlich
einen PCR-Test.»

Nach den ansteckenderen Corona-Varianten wird seit einigen Wochen
verstärkt gesucht, sie kursieren bereits in vielen Ländern verstärkt.

Wie verbreitet Mutanten in Deutschland sind, wird vom Robert
Koch-Institut (RKI) untersucht. Das RKI geht davon aus, dass der
Anteil der Infektionen wächst, die von Varianten ausgelöst werden.

In Berlin sind zwischen Pandemiebeginn im März 2020 und Januar 2021
(Datenstand: 25. Januar, 12.00 Uhr) rund 1370 Corona-Fälle erfasst
worden, in denen sich die Betroffenen in medizinischen Einrichtungen
angesteckt haben. Das geht aus einer Antwort auf eine
parlamentarische Anfrage des FDP-Abgeordneten Florian Kluckert
hervor, die am Freitag veröffentlicht wurde.

Bundesweit sind nach RKI-Daten knapp 22 000 Corona-Fälle im
Zusammenhang mit einer Betreuung/Unterbringung in Krankenhäusern,
Arztpraxen, Dialyseeinrichtungen und Rettungsdiensten bekannt. Bei
Beschäftigten dieser Einrichtungen wurden mehr als 66 000 Fälle
nachgewiesen.

Laut der Senatsantwort wurden die meisten sogenannten nosokomialen
Infektionen in Berlin im November (278) und Dezember (515) erfasst.
«Aus Plausibilitätsgründen lässt sich nicht ausschließen, dass
Patientinnen und Patienten gestorben sind, die sich im Krankenhaus
mit Corona infiziert haben», antwortet die Gesundheitsverwaltung
weiter. Nähere Angaben zu solchen Todesfällen lägen nicht vor.