Nasa-Rover der Superlative: «Perseverance» soll auf dem Mars landen Von Christina Horsten, dpa

Erst die Vereinigten Arabischen Emirate, dann China - und jetzt die
USA: Schon die dritte Raumfahrt-Mission binnen Tagen soll den Mars
erreichen. Der Nasa-Rover «Perseverance» hat sogar einen
Mini-Hubschrauber im Gepäck.

Washington (dpa) - Mikrofone, Hubschrauber und Superlative:
«Perseverance» sei der «größte, schwerste, sauberste und techni
sch
ausgefeilteste sechsrädrige Geologe, der je in den Weltraum befördert
wurde», heißt es von der US-Raumfahrtbehörde Nasa. Rund sechs Monate

nach dem Start des Roboters vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im
Juli 2020 soll «Perseverance» am Donnerstag (18. Februar) auf dem
Mars ankommen - nur rund eine Woche nachdem kurz hintereinander
Raumsonden erst aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und dann aus
China in die Umlaufbahn des Planeten eingeschwenkt waren.

Die Landung von «Perseverance» (auf Deutsch: Durchhaltevermögen) in

einem bislang noch nie vor Ort untersuchten ausgetrockneten See
namens «Jezero Crater» ist aber schon gleich die erste große
Herausforderung. «Lassen Sie sich von niemandem etwas anderes
erzählen: Auf dem Mars landen ist schwer», sagt Missionschef John
McNamee. «Aber die Frauen und Männer in diesem Team sind die besten
auf der Welt, bei dem, was sie machen. Wenn unser Raumschiff mit
ungefähr dreieinhalb Meilen pro Sekunde (gut 20 000 Kilometer pro
Stunde) die Mars-Atmosphäre erreicht, werden wir bereit sein.»

In den sieben entscheidenden Minuten der Landung - von der Nasa gerne
als «sieben Minuten des Terrors» bezeichnet - muss das Raumfahrzeug
scharf abbremsen, um den Rover dann unter anderem mit einem
Fallschirm sicher auf dem Mars absetzen zu können. Schon am
Dienstagabend hatte die Spitze des Empire State Buildings in New York
anlässlich der geplanten Landung des Rovers rot geleuchtet.

Weniger als die Hälfte aller bisher weltweit gestarteten
Mars-Missionen waren erfolgreich. 2016 war etwa die Sonde
«Schiaparelli» der europäischen Raumfahrtagentur Esa infolge eines
Computerfehlers beim Landeanflug abgestürzt. Das von der
Planeten-Konstellation her günstige Start-Datum im Sommer 2020 hatten
auch die Vereinigten Arabischen Emirate und China für ihre
Mars-Missionen genutzt. «Al-Amal», die Sonde der Vereinigten
Arabischen Emirate, soll nicht landen, das Landegerät des
chinesischen Raumschiffs «Tianwen 1» soll in zwei bis drei Monaten
aufsetzen.

Gelingt «Perseverance» die Landung, dann wäre es bereits der fünf
te
Rover, den die Nasa zum Mars bringt. 1997 landete der «Sojourner»,
der nur rund drei Monate lang mit der Erde kommunizierte. 2004
folgten die Zwillingsrover «Spirit» und «Opportunity». Die
Kommunikation zu «Spirit» ging 2007 in einem riesigen Staubsturm
verloren, «Opportunity» erlag 2018 dem gleichen Schicksal. 2012
landete «Curiosity», dessen Team seitdem auch über die sozialen
Netzwerke Wissenschaftler und Fans mit Neuigkeiten und Fotos versorgt
und den Roboter so zum Publikumsliebling werden ließ. Unter anderem
schaffte es 2018 zudem der stationäre Nasa-Lander «InSight» zum Mars,

außerdem kreisen mehrere Sonden um den Roten Planeten.

«Perseverance» sei aus den gesammelten Erfahrungen und dem
Wissensschatz all dieser Missionen entstanden, sagt Nasa-Manager
Thomas Zurbuchen. «Der Rover hat die Möglichkeit, nicht nur unser
Wissen über den Roten Planeten zu vergrößern, sondern auch eine der

wichtigsten und aufregendsten Fragen der Menschheit über den Ursprung
des Lebens auf der Erde und auf anderen Planeten zu untersuchen.» Der
Roboter soll auf dem Mars nach Spuren früheren mikrobiellen Lebens
suchen sowie das Klima und die Geologie des Planeten erforschen und
Proben von Steinen und Staub nehmen.

Der rund 2,5 Milliarden Dollar (etwa 2,2 Milliarden Euro) teure Rover
war rund acht Jahre lang unter dem Arbeitstitel «Mars 2020» entworfen
und gebaut worden - und ist nun eine Art «Curiosity 2.0»: An Bord hat

das rund 1000 Kilogramm schwere und drei Meter lange Gefährt von der
Größe eines Kleinwagens unter anderem 7 wissenschaftliche
Instrumente, 23 Kameras, einen Laser - und zahlreiche Nasa-Premieren:
Erstmals werden mit «Perseverance» Mikrofone auf den Mars geschickt,

erstmals ein kleiner Hubschrauber - und erstmals sollen in einer
gemeinsam mit der Europäischen Raumfahrt Agentur Esa entwickelten
Mission Proben vom Mars zurück zur Erde gebracht werden.

Der Hubschrauber namens «Ingenuity» (auf Deutsch etwa:
Einfallsreichtum) sorgte unter Wissenschaftlern, Weltraum- und
Technik-Fans bereits für viel Vorfreude - denn damit soll zum ersten
Mal versucht werden, auf einem anderen Planeten eine Art Helikopter
zu starten. ««Ingenuity» wiegt vielleicht nur 1,8 Kilogramm, aber er

hat übergroßen Ehrgeiz», heißt es von der Nasa.

Der kleine Helikopter soll beweisen, dass Fliegen auf dem Mars
möglich ist. Seine vier Rotorblätter aus Kohlefasern rotieren
deutlich schneller als die von Hubschraubern auf der Erde - unter
anderem weil die Atmosphäre des Mars wesentlich dünner ist. Zudem
muss der Hubschrauber eisige Temperaturen von bis zu -90 Grad
aushalten können. Wenn alles klappt, soll er ein paar kurze Flüge
alleine machen, denn fernsteuern lässt sich «Ingenuity» von der Erde

kaum, wenn sogar Licht selbst bei günstigster Konstellation mehr als
drei Minuten von einem Planeten zum anderen braucht. Bis zu vier
Flugversuche könnte «Ingenuity» auf dem Roten Planeten starten.

Seine Mikrofone hat «Perseverance» schon auf dem Flug zum Mars
eingesetzt - und ein gleichförmiges, leicht metallenes Rauschen
aufgenommen und veröffentlicht. Bei der Landung und beim Rollen über
den Planeten soll noch mehr Sound aufgenommen werden. «Wieviel
wissenschaftliche Daten wir alleine mit einem simplen Mikrofon
bekommen können, ist erstaunlich», sagt Nasa-Forscher Baptiste Chide.
Wegen der dünneren Atmosphäre auf dem Mars, würden sich wohl aber
auch die Geräusche anders anhören. «Es wird so sein, als ob man durch

eine Mauer hindurch lauscht.»

Neben all der Technik hat «Perseverance» auch noch die auf drei
fingernagelgroße Chips gebrannten Namen von knapp elf Millionen
Menschen dabei, die sie nach einem entsprechenden Aufruf eingesandt
hatten, und sogar eine kleine Gedenkplakette für die
Corona-Pandemie. Nach rund einem halben Jahr Flug freue sich das Team
riesig auf die Landung des Rovers, sagt Nasa-Manager Fernando
Abilleira. «Das Team kann es gar nicht mehr abwarten, endlich diese
Räder auf dem Mars aufzusetzen.»