Gewerkschaft fordert schrittweise Öffnung der Schulen

Für Schleswig-Holsteins Grundschüler sollen ab 22. Februar wieder
Regelunterricht erhalten. Bildungsministerin Prien kündigt
regelmäßige Corona-Tests für Lehrer an. Auch die Kitas sollen in den

Regelbetrieb zurückkehren. Der Gewerkschaft geht das zu schnell.

Kiel (dpa/lno) - Die zum 22. Februar geplante Öffnung der
Grundschulen und Kitas in Schleswig-Holstein stößt auf Kritik. Die
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) bezeichnete die von der
Jamaika-Koalition verabredete Rückkehr zum Präsenzunterricht an den
Schulen und den geplanten Regelbetrieb an den Kitas als
verantwortungslos. «Warum werfen wir in Kitas und Grundschulen alle
Vorsicht über Bord, wenn Virologen schon heute die dritte Welle
ziemlich genau prognostizieren können», sagte die stellvertretende
GEW-Landesvorsitzende Katja Coordes am Donnerstag.

Nach Ansicht der Gewerkschaft reichen die bisher ergriffenen
Maßnahmen zum Gesundheitsschutz nicht aus. Coordes forderte nur eine
schrittweise Öffnung. «Vor allem in Kitas und Grundschulen haben
Erzieherinnen und Lehrkräfte kaum die Chance, Abstände einzuhalten
und sich bei der Arbeit mit Kindern zu schützen.» Kleine Gruppen mit
nicht mehr als zehn Kindern seien die einzige Lösung. Für die
Grundschulen plädierte sie für einen Wechselunterricht im zweitägigen

Wechsel. Zudem müsse die Stundentafel reduziert werden.

Bildungsministerin Karin Prien (CDU) hat bereits regelmäßige
Corona-Tests für Lehrer in Schleswig-Holstein angekündigt. Sie
begründete die von der Jamaika-Koalition nach den Beratungen von Bund
und Ländern beschlossene Schulöffnung in einem Schreiben an die
Schulen: «Die vergangenen Wochen und Monate haben von Kindern und
Jugendlichen und von Eltern und Erziehungsberechtigten ein hohes Maß
an Geduld und Disziplin gefordert und sie haben viel Kraft gekostet.»

Auch für Beschäftigte an den Schulen plant die Regierung die
Möglichkeit regelmäßiger Tests. Darüber sollen die Schulen nach
Abstimmung mit dem Gesundheitsministerium kurzfristig informiert
werden.

Voraussetzung für die Rückkehr der Grundschulen zum Regelunterricht
und der Kitas zum Regelbetrieb ist eine Inzidenz von deutlich unter
100 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen. Am
Montag will die Regierung entscheiden, ob die Öffnung auch für die
Kreise Herzogtum Lauenburg und Pinneberg sowie für die kreisfreien
Städte Flensburg und Lübeck gilt. Dort gab es zuletzt höhere
Infektionszahlen als in anderen Regionen.

Laut Bildungsministerium soll sich der Präsenzunterricht zunächst auf
Lesen, Schreiben, Rechnen sowie auf das soziale Lernen und
Miteinander konzentrieren. Es kann auch Ganztagsunterricht angeboten
werden. Für die Klassenstufen fünf und sechs ist eine Notbetreuung
geplant. Auch in den Abschlussklassen gibt es weiter
Präsenzunterricht, in den übrigen Stufen nur Distanzlernen.

Dagegen sprach sich die GEW dafür aus, eine Ausweitung der
Betreuungsangebote für die Klassen fünf und sechs zu prüfen. Dadurch

könnten mehr Kinder in die Schulen geholt werden, die es dringend
nötig hätten. «Einige Schülerinnen und Schüler brauchen eine enge

Bindung, damit sie nicht verlorengehen», sagte Coordes.

Positiver äußerte sich die Landeselternvertretung der Kitas zu den
Plänen. Kinder, Eltern und Fachkräfte bräuchten eine klare
Perspektive und eine verlässliche Planbarkeit der Kinderbetreuung.
«Es wird Zeit, dass endlich Nägel mit Köpfen gemacht werden», sagte

der Co-Vorsitzende Axel Briege. Die Elternvertreter forderten
regelmäßige Corona-Tests und eine Anpassung der Impfstrategie. Dabei
dürfe nicht mehr zwischen Erziehern und sonstigen Kitabeschäftigten
unterschieden werden.