Kultusministerium legt Plan für Schulweg aus Corona-Krise vor
In der Corona-Krise will das Kultusministerium die Digitalisierung
und den Gesundheitsschutz an Schulen vorantreiben. Im März soll nach
Möglichkeit wieder mehr Unterricht in der Klasse möglich werden, nach
den Osterferien wird wieder Präsenzunterricht für alle angestrebt.
Hannover (dpa/lni) - Schnelltests, mehr Unterricht in der Klasse und
ein Stärken von Schülern und Lehrkräften in der Corona-Krise: Mit
einem Bündel von Maßnahmen will das Kultusministerium die Weichen für
eine schrittweise und sichere Rückkehr zu mehr Normalität in Schule
und Kinderbetreuung in Niedersachsen stellen. Kultusminister Grant
Hendrik Tonne (SPD) legte am Donnerstag in Hannover einen
Zehn-Punkte-Plan zum weiteren Betrieb von Schulen und
Kindertagesstätten vor und räumte ein: «Die Herausforderungen für
Kinder und Eltern werden größer mit dem andauernden Lockdown.»
Die entscheidende Frage, ab wann die Schülerinnen und Schüler wieder
aus dem Homeschooling in größerer Zahl zurück in die Schulen können
,
konnte Tonne noch nicht beantworten. Auf jeden Fall sollten bei
weiter sinkenden Infektionszahlen im März weitere Schuljahrgänge im
Wechselunterricht in die Schulen zurückkehren. Der Zeitpunkt solle in
der kommenden Woche ausgelotet werden, die Schulen sollten auf jeden
Fall ihre Anfangszeiten entzerren. Nach den Osterferien soll
grundsätzlich in den Präsenzunterricht für alle zurückgekehrt werde
n,
vorausgesetzt die Infektionszahlen sinken bis dahin weiter ab.
Bis Ende Februar gibt es wie bisher einen Wechselunterricht nur für
Grundschulen sowie die Prüfungsklassen an den weiterführenden
Schulen. Die Präsenzpflicht bleibt bis Ende Februar aufgehoben.
Eltern können ihre Kinder zu Hause halten, wenn sie das für sicherer
halten. Alle übrigen rund 75 Prozent der Schüler bleiben unterdessen
bis Ende Februar im Homeoffice. Das vom Landesschülerrat geforderte
Absagen aller Prüfungen hielt Tonne für keine gute Idee. Die
Voraussetzungen für faire Prüfungen seien geschaffen worden,
abgefragt werde nur der Stoff, der auch behandelt worden sei. Auch
eine automatische Versetzung ohne Sitzenbleiben verwarf Tonne.
Zum Infektionsschutz können alle Lehrkräfte und Kita-Beschäftigten
künftig bis zu den Osterferien einmal wöchentlich kostenlos einen
Corona-Schnelltest machen. Dafür hat das Land bis zu 40 Millionen
Euro reserviert, sagte Tonne. Die Tests, die in Arztpraxen
vorgenommen werden, beginnen in der kommenden Woche. Ein ähnliches
Testangebot war im vergangenen Jahr von den Lehrkräften nur schwach
genutzt werden. Über Tests auch für Schüler denke das Land nach,
sobald Selbsttests verfügbar seien, sagte Tonne. Für Lehrkräfte
werden außerdem kostenlose Schutzmasken zur Verfügung gestellt.
In Schwung bringen will der Kultusminister außerdem die
Digitalisierung an den Schulen. Im laufenden Jahr sollen alle
Lehrkräfte mit eigenen Computern ausgestattet werden, außerdem will
der Minister die Schulen antreiben, die Gelder aus dem Digitalpakt
Schule flotter abzurufen und die Breitbandanbindung voranzubringen,
dort wo sie noch nicht vorhanden ist. Außerdem sollen alle Lehrkräfte
im laufenden Jahr mindestens eine Fortbildung zum Digitalunterricht
absolvieren.
Ein besonderes Anliegen ist Tonne ferner, nicht nur «möglichst viel
Wissen in die Köpfe der Kinder hereinzutrichtern», sondern auch die
psycho-sozialen Folgen des Lockdowns in den Blick zu nehmen. Dazu
soll die Schulpsychologie gestärkt werden. Was das Aufholen von
versäumtem Stoff angeht, sollen die Grundschulen sich auf die
Kernfächer Lesen, Schreiben und Rechnen konzentrieren. Auch in den
Klassen fünf bis acht sollen die Schulen Schwerpunkte setzen. Die
Grundschulen sollen auch personell vorübergehend mit Hilfskräften
entlastet werden.
Die Opposition im Landtag, die seit Monaten bessere Corona-Maßnahmen
an Schulen einfordert, kritisierte Tonnes Zehn-Punkte-Plan als
verspätet und unvollständig. «Das Programm wäre im Herbst letzten
Jahres gut gewesen, jetzt bleibt es hinter aktuellen Möglichkeiten
zurück», sagte FDP-Bildungsexperte Björn Försterling. «Wir benö
tigen
einen Plan über mehrere Jahre, wie der Lernstoff nachgeholt werden
kann und wir die Kinder nicht im Stich lassen.»
Grünen-Fraktionschefin Julia Willie Hamburg forderte neben einem
Ausbau der Digitalisierung auch mehr Kleingruppenangebote sowie den
Einsatz von Lehramtsstudenten. Die Gewerkschaft Erziehung und
Wissenschaft (GEW) begrüßte unterdessen die Entlastung der
Grundschulen sowie die Maßnahmen für mehr Infektionsschutz an den
Schulen.