Seltene Stille an Weiberfastnacht - Nur wenige Aktionen

Am Donnerstag vor Rosenmontag verlieren normalerweise viele
Rheinland-Pfälzer ihre Krawatten. Diesmal verhindert das Corona.
Närrisches Treiben gibt es nur in Ansätzen - und wenige Kamellen für

Kinder.

Mülheim-Kärlich/Wittlich (dpa/lrs) - Schnipp, schnapp, Krawatte ab?
Von wegen. In den Hochburgen der Weiberfastnacht in Rheinland-Pfalz
ist es unwirklich still geblieben. Statt wilder Feiern und Stürme auf
Rathäuser hielten sich die Närrinnen am sonnenreichen Donnerstag vor
Rosenmontag coronabedingt stark zurück. Die Polizeipräsidien in Mainz
und Koblenz beispielsweise sprachen am Nachmittag von einer sehr
ruhigen Lage. Vorsichtshalber hätten sie aber ihre Streifen bei den
traditionellen Hotspots der Weiberfastnacht etwas verstärkt.

Abgesehen von ins Internet abgewanderten närrischen Aktionen war nur
in Ansätzen mancherorts etwas von der fünften Jahreszeit zu sehen,
etwa in der Wilde-Weiber-Hochburg Mülheim-Kärlich bei Koblenz. Hier
residiert der nach eigenen Angaben «größte Möhnenverein
Deutschlands», der mit Corona-Masken an zwei Ständen Rucksäcke mit
Ansteckern, Prosecco, Süßigkeiten und seiner «Möhnen-Zeitung» sow
ie
rote Schals verkaufte.

Der Verein mit rund 800 weiblichen Mitgliedern teilte zu seinem 2021
abgeblasenen «größten Feiertag» im Jahr mit: «Leider haben sich
Obermöhn Pandemia und Möhnerich Impfektia dazwischen gedrängt und
wollen noch nicht abtreten.» Dennoch wollten die Möhnen «an schöne

Schwerdonnerstage erinnern» und ein wenig Freude verbreiten. Laut der
Vereinsvorsitzenden Kornelia Punstein waren Supermärkte, Banken und
Hauseingänge in Mülheim-Kärlich teils karnevalistisch geschmückt.

Auch die Stadt Bingen teilte mit: «Zur Weiberfastnacht fällt das
Symbol der Männlichkeit, der Schlips.» Allerdings unter Einhaltung
der Corona-Hygieneregeln: «So musste Oberbürgermeister Thomas Feser
(CDU) in diesem Jahr unter dem Druck der Damenwelt selbst zur Schere
greifen.» Für seine Mitarbeiter gab es einen verpackten Kreppel mit
einem Gruß des Stadtchefs: «C 19 hat uns alle im Griff: Im Hafen
bleibt dies Jahr das Narrenschiff. Wir halten Abstand, feiern nur
virtuell und sind sogar an Fassenacht für die Bürger zur Stell'! Ich
sag' Danke mit einem Kreppel, lecker und rund. Guten Appetit - und
bleiben Sie gesund.»

In Wittlich hätten eigentlich die Möhnen das Alte Rathaus gestürmt
und auch hier Krawatten gestutzt. Aus den Fenstern wären Kamellen
geflogen. Um die diesmal wegen der Corona-Seuche leer ausgehenden
Kinder zu entschädigen, konnten diese nach Angaben der
Stadtverwaltung zuvor ein Foto von sich im Karnevalskostüm im Rathaus
abgeben und dafür eine Tüte Süßigkeiten ergattern. «Etwa 50 Kinde
r
haben an der Aktion teilgenommen», sagte ein Stadtsprecher.