Hunderttausende warten weiter auf Impftermine

Wer auf eine Corona-Impfung hofft, muss sich weiter in Geduld üben.
Die Impfkampagne kommt in Niedersachsen nur schleppend in Fahrt. Doch
die Landesregierung verbreitet Zuversicht.

Hannover (dpa/lni) - Der holprige Corona-Impfstart in Niedersachsen
hat Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD) viel Kritik
eingebracht. Läuft es mittlerweile besser?

Impft Niedersachsen langsamer als die anderen Länder?

Das kommt darauf an, ob man die Erst- oder die Zweitimpfungen
betrachtet. Bei der Quote der Erstimpfungen ist Niedersachsen
bundesweit das Schlusslicht. Lediglich 2,4 Prozent der Niedersachsen
haben nach Angaben des Robert Koch-Instituts bis Mittwoch ihre erste
Spritze schon erhalten. Spitzenreiter ist Mecklenburg-Vorpommern mit
4,0 Prozent. Die Landesregierung verweist deshalb lieber auf die
Zweitimpfungen, bei denen es zumindest minimal besser aussieht: Hier
liegt die Impfquote bei 1,2 Prozent, was den drittletzten Platz vor
Baden-Württemberg und Hessen (je 1,1 Prozent) bedeutet.

Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) räumte im Radiosender ffn ein,
dass die Statistik nicht gut sei - das liege daran, dass das Land
bisher strikt die Hälfte des Impfstoffs als Reserve für die
Zweitimpfungen zurückgelegt habe. Weil das Land die Lieferzusagen der
Hersteller jetzt aber als verlässlicher einstuft, wird neuerdings
weniger zurückgelegt. Damit sollen mehr Erstimpfungen möglich sein.

Wie viele Menschen sind geimpft?

Bisher wurden in Niedersachsen 287 292 Impfdosen verabreicht.
Darunter sind 95 327 Zweitimpfungen. Deren Empfänger haben also den
bisher bestmöglichen Schutz vor Covid-19 bekommen - zu einem großen
Teil sind das die Bewohner von Pflegeheimen. Mittlerweile haben fast
90 Prozent der insgesamt rund 105 000 Heimbewohner die erste und rund
50 Prozent die zweite Impfung erhalten. Insgesamt umfasst die Gruppe
mit der höchsten Impfpriorität rund 800 000 Menschen im Land.

Kommt die Terminvergabe voran?

Ja, aber nur sehr langsam. Knapp 42 700 Doppeltermine wurden bisher
über die Telefonhotline und das Internetportal vergeben. Hintergrund
der überschaubaren Zahl ist der nach wie vor sehr knappe Impfstoff.
Zuletzt hatte auch das Winterwetter dazu geführt, dass mehrere
Impfzentren später beliefert wurden als geplant. Um der großen
Nachfrage zumindest organisatorisch gerecht zu werden, will der
Termindienstleister Majorel bis Ende März sein Hotline-Personal
aufstocken: von aktuell 300 auf 600 Mitarbeiter.

Wie lang ist die Warteliste?

Sie wird immer länger: Rund 222 000 Menschen haben sich bereits für
die beiden Impfungen vormerken lassen. Seit einigen Tagen ist das
nicht mehr nur per Telefon, sondern auch online möglich. Knapp 8000
Menschen sind bereits von der Warteliste aus bedient worden. Aber:
Aus technischen Gründen gehen nicht alle neuen Termine direkt an die
Warteliste. Einige Termine werden direkt an neue Interessenten
vergeben - zum Beispiel, weil die Wartenden einen angebotenen Termin
nicht wahrnehmen können oder weil sie um eine Benachrichtigung per
Post gebeten haben, für die mehrere Tage Vorlauf nötig sind.

Welche Impfstoffe sind im Einsatz?

Etwa 98 Prozent der bisherigen Corona-Impfungen in Niedersachsen
wurden mit dem Vakzin von Biontech/Pfizer durchgeführt (282 654
Impfdosen). Der kleine Rest geht vor allem auf das Konto von Moderna
(4541 Impfdosen). Als eines der ersten Bundesländer hat Niedersachsen
aber auch damit begonnen, den Impfstoff von Astrazeneca einzusetzen.
Am Mittwoch wurden die ersten 97 Dosen gespritzt - vor allem in
Krankenhäusern, wie der Krisenstab erklärte. Die Impfkommission
(Stiko) hat dieses Vakzin nur für 18- bis 64-Jährige empfohlen.