UMG untersucht Corona-Infektionen bei Kindern und Jugendlichen

Greifswald (dpa/mv) - Wie viele Kinder und Jugendliche infizieren
sich mit Sars-CoV-2? Dieser Frage will die Kinderklinik der
Universitätsmedizin Greifswald (UMG) mit dem Projekt «Covid Kid
Vorpommern» für die gleichnamige Region nachgehen. Die tatsächliche
Infektionsrate sei schon bei Erwachsenen unklar, sagte Almut
Meyer-Bahlburg am Donnerstag. «Und bei den Kindern wissen wir es eben
auch gar nicht», so die Oberärztin im Bereich Allgemeine Pädiatrie.

Zudem wolle man wissen, wie sich die Infektionsrate im Laufe der Zeit
verändere. Eine wichtige Frage auch mit Blick auf die geplante
Öffnung von Schulen und Kitas. «Da sind wir natürlich auch gespannt,

ob es dann weiter ansteigt», sagte Meyer-Bahlburg. Auch wegen der
Erfahrungen mit anderen Infektionskrankheiten glaube sie, dass sich
das Coronavirus «natürlich» in der Schule verbreite - zumal die
Kinder sehr wenige Symptome oder auch gar keine hätten.

In den kommenden anderthalb Jahren wollen die Wissenschaftler und
Wissenschaftlerinnen 1000 bis 2000 Blutproben von Kindern und
Jugendlichen im Alter von 6 Monaten bis 17 Jahren auf Antikörper
untersuchen. Dabei sollen Proben genutzt werden, die im Zuge einer
Behandlung an einer der Kinderkliniken in Vorpommern ohnehin
entnommen wurden oder noch werden. Dabei sind laut Meyer-Bahlburg
neben der UMG Anklam, Bergen, Stralsund, Demmin, Wolgast sowie eine
Kinderarztpraxis. Weiter Praxen könnten hinzukommen. Die Teilnahme
erfolge nach Zustimmung der Eltern beziehungsweise der Jugendlichen.

Die Untersuchungen geben dabei eher Aufschluss über zurückliegende
Infektionen und sagten weniger über den aktuellen Stand aus, hieß es.
Abstrichergebnisse würden aber auch miteinbezogen, sofern sie bereits
vorliegen. Zudem nutzen die Wissenschaftler einen Fragebogen: Gab es
Corona-Symptome, wie sieht der Haushalt aus, was machen die Kinder in
der Freizeit, wie empfinden Kinder und Eltern die Pandemie-Situation?

Laut Holger Lode, Direktor der Kinderklinik, ist dieser letzte Punkt
extrem wichtig. Für Kinder sei diese Pandemie eine Katastrophe. «Die
sind gar nicht betroffen. Die werden gar nicht richtig krank davon.»
Man sehe in der Klinik praktisch keine stationäre Aufnahme wegen
einer Corona-Infektion. «Aber sie leiden extrem unter diesen
Maßnahmen.» Man erzeuge eine «Coronavirus-Generation von Kindern».

Hier sei gutes Augenmaß gefragt.

Daraus ergeben sich auch Fragen für etwaige Impfungen von Kindern.
Lode zufolge könne man Kinder nicht von einer Impfkampagne ausnehmen.
Meyer-Bahlburg gibt zu bedenken, man würde Kinder vor allem dafür
impfen, um andere zu schützen. «Nicht um die Kinder selbst zu
schützen, weil wir ja denken, die werden gar nicht besonders krank.»
Man müsse sehen, inwieweit das vertretbar sei und angenommen werde.