Maskenpflicht an Hessens Schulen künftig ab der ersten Klasse

Auch wenn der Corona-Lockdown zunächst weitergeht, soll es für
Schüler und Kita-Kinder erste Lockerungen geben. Damit will das Land
vermeiden, dass die Kleinen bei der Bildung abgehängt werden.

Wiesbaden (dpa/lhe) - An Hessens Schulen gilt künftig schon ab der
ersten Klasse eine grundsätzliche Maskenpflicht. Das kündigte
Kultusminister Alexander Lorz (CDU) am Donnerstag nach der Sitzung
des hessischen Corona-Kabinetts in Wiesbaden an. Es müsse aber nicht
zwingend eine medizinische Maske sein. Das Land empfehle diese Masken
zwar, ordne sie aber nicht konkret an, sagte Lorz. Für Kita-Kinder
soll es dagegen im geplanten eingeschränkten Regelbetrieb ab 22.
Februar keine Maskenpflicht geben, sagte Sozialminister Kai Klose
(Grüne).

Beim geplanten Wechselunterricht an den Schulen - ebenfalls ab 22.
Februar - für die Klassen ein bis sechs soll nach Vorgaben des
Kultusministeriums so viel Präsenzunterricht wie möglich für so viele

Schüler wie möglich angeboten werden. Dabei sei sicherzustellen, dass
der Schwerpunkt auf den Fächern Deutsch, Mathematik, erste
Fremdsprache und - in der Grundschule - Sachunterricht liege, heißt
es in einem Schreiben an die Schulleitungen.

Bei Wechselunterricht werden die Schulklassen aufgeteilt. Eine Hälfte
wird in der Schule unterrichtet, die andere Hälfte lernt zu Hause.
Die Gruppen tauschen tage- oder wochenweise. So werden Kontakte
reduziert und Abstände können besser eingehalten werden. Die Schulen
können laut Ministerium ihre spezifischen Modelle flexibel den vor
Ort gegebenen räumlichen, personellen und organisatorischen
Gegebenheiten anpassen.

Das Land beginne wie angekündigt bei einem ersten Öffnungsschritt mit
den Schulen und Kitas, «weil wir Kinder in der Bildung nicht abhängen
dürfen», betonte Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU).

Wechselunterricht sei auch eine spürbare Entlastung für die Familien
und die Betreuungssituation zuhause, erklärte Lorz. Zudem gebe es
weiter eine Notbetreuung für Kinder von Alleinerziehenden oder aus
Familien, in denen beide Elternteile arbeiten. Ab der siebten Klasse
bleibt es in Hessen - mit Ausnahme der Abschlussklassen - vorerst bei
Distanzunterricht. «Falls der Trend zur Reduzierung der wöchentlichen
Inzidenzwerte anhält, planen wir, auch sie so bald wie möglich wieder
in die Schulen zurückzuholen», erklärte Lorz.

Die Vorgaben zum regelmäßigen Lüften gelten weiterhin. «Weil es abe
r
wegen der aktuellen Temperaturen, insbesondere in Ost-, Mittel- und
Nordhessen nicht überall konsequent möglich ist, haben dort die
Schulen für einige Tage teilweise auf Distanzunterricht umgestellt»,
teilte ein Ministeriumssprecher mit.

Bouffier warb für Verständnis, dass der Lockdown im Kampf gegen
Corona fortgesetzt wird. Die Zahlen der Neuinfektionen müssten
«weiter runter», vor allem mit Blick auf Virusvarianten, die als
ansteckender gelten, sagte er und kündigte an, dass bis 3. März ein
Perspektivplan erarbeitet werden soll. An dem Tag wollen die
Regierungschefs von Bund und Ländern wieder beraten, wie es mit den
Corona-Maßnahmen weitergeht.

Am Mittwoch war beschlossen worden, den derzeitigen Lockdown zunächst
bis 7. März fortzusetzen. Eine Ausnahme soll es für Friseursalons
geben, die am 1. März unter strengen Hygieneauflagen wieder öffnen
dürfen.

Die Verlängerung des Lockdowns sei notwendig und zugleich ein «herber
Schlag für unsere Wirtschaft», erklärte Wirtschaftsminister Tarek
Al-Wazir (Grüne). «Die Situation in der Gastronomie, im Handel, in
der Veranstaltungs- und Messebranche und Freizeitwirtschaft sowie in
Kunst und Kultur ist sehr ernst.» Al-Wazir verwies darauf, dass die
Auszahlung der staatlichen Corona-Hilfen weiter voran gehe und nun
Anträge auf Überbrückungshilfe III gestellt werden könnten.

Inzwischen seien in Hessen mehr als dreiviertel der Anträge auf
Novemberhilfe und knapp ein Drittel der Anträge auf Dezemberhilfe
abschließend bearbeitet und das Geld komplett überwiesen, sagte der
Wirtschaftsminister. Insgesamt sind demnach bereits 390 Millionen
Euro an November- und Dezemberhilfe an hessische Betriebe geflossen,
235 Millionen Euro allein an die Gastronomie.

Der Handelsverband Hessen erklärte, die Ergebnisse der
Bund-Länder-Beratungen und des hessischen Corona-Kabinetts seien eine
«schwere Enttäuschung». Der Einzelhandel habe mit funktionierenden
Hygienekonzepten dafür gesorgt, dass Einkaufen auch in Pandemiezeiten
sicher sei. Das zeige der Lebensmitteleinzelhandel Tag für Tag. Der
neuen Festlegung des Inzidenzwertes auf 35 für die Wiedereröffnung
der Geschäfte fehle jede nachvollziehbare Basis. Die Lage vieler
Händlerinnen und Händler sei «aussichtslos», sagte
Hauptgeschäftsführer Sven Rohde. «Es fehlt neben schneller
finanzieller Entschädigung auch eine Planungssicherheit und klare
Perspektive.»