Friseure öffnen am 1. März - Run auf Termine

Etwa zweieinhalb Monate müssen Friseure und ihre Kunden auf das
nächste Haareschneiden warten. Jetzt steht der Termin für die
Wiederöffnung fest - aber er kommt später als erhofft.

Erfurt (dpa/th) - Nach der Entscheidung, die Öffnung von
Friseursalons ab 1. März wieder zu erlauben, hat in Thüringen ein
Ansturm auf Termine eingesetzt. In vielen Betrieben, die seit Mitte
Dezember geschlossen sein müssen, seien Anrufbeantworter oder
Rufumleitungen geschaltet, um die Terminwünsche anzunehmen, sagte die
Landesinnungsmeisterin Sybille Hain am Donnerstag auf Anfrage in
Erfurt. «Alle wollen arbeiten.» Wie nach dem Lockdown im Frühjahr
2020 richteten sich viele Friseure wegen des Runs auf Termine auf
lange Arbeitstage nach der Wiedereröffnung ein.

In die Freude über einen jetzt feststehenden Öffnungstermin mische
sich in Thüringen aber auch Enttäuschung, dass sich Ministerpräsident

Bodo Ramelow (Linke) mit seinem Stufenplan bei den
Bund-Länder-Verhandlungen nicht durchsetzen konnte, sagte Hain. Nach
dem Stufenplan wäre eine Öffnung der Salons in Thüringen bereits am
20. Februar möglich gewesen. «Das sind nochmals fast eineinhalb
Wochen länger, die wir jetzt warten müssen.»

Neben den Existenzsorgen vieler Friseure bezeichnete die
Landesinnungsmeisterin zunehmende Schwarzarbeit in der Branche als
großes Problem. «Eigentlich hat man mit der langen Schließung das
Gegenteil von dem erreicht, was bezweckt war.» Bei Schwarzarbeit
würden keine Kontaktformulare ausgefüllt und strenge
Hygienevorschriften eingehalten. Zudem entstehe wirtschaftlicher
Schaden.

Die Lage vieler Saloninhaber, aber auch vieler angestellten Friseure
sei dramatisch. «Ich habe schon davon gehört, dass das eigene Auto
verkauft werden musste, um über die Runden zu kommen», so Hain. Seit
Wochen hätten die Friseure Ausgaben, aber keine Einnahmen. Immerhin
solle es jetzt Fortschritte bei der Zahlung der seit langem erwartete
Überbrückungshilfe III geben. Sie befürchte, dass sich junge Leute,
die eigentlich einen Salon übernehmen wollten, «es sich jetzt dreimal
überlegen».

Da es angesichts strenger Hygienekonzepte und Investitionen der
Betriebe bundesweit kaum Infektionen in den Salons gegeben habe, sei
die lange Schließung unverhältnismäßig, bekräftigte Hain. Anfang

Februar hatte es deshalb in mehreren Thüringer Städten Aktionen der
Friseure gegeben.

Nach Schätzungen des Innungsverbandes gibt es in Thüringen etwa 1800
Friseurbetriebe mit einigen tausend zumeist weiblichen Angestellten,
die derzeit auf Kurzarbeitergeld angewiesen sind. Einige
Vorstandsmitglieder gehen davon aus, dass in Thüringen etwa 60
Prozent der Friseure «das Wasser bis zum Hals» steht.