Corona-Ausbruch in Vechta: Hausarzt behandelte trotz Symptomen weiter

Kopfschütteln in Hannover und Vechta: Ein offenbar an Corona
erkrankter Arzt steckt in seiner Praxis 200 Patienten an. Auch die
britische Corona-Variante sorgt für Alarm im Kreishaus; die Behörde
fährt die Testungen dramatisch hoch.

Vechta (dpa/lni) - Der Corona-Ausbruch im Landkreis Vechta geht nach
Einschätzung des niedersächsischen Krisenstabs auch auf einen
erkrankten Arzt zurück. «Da hat ein Hausarzt weiter behandelt, obwohl
er Symptome hatte», sagte Krisenstabsleiter Heiger Scholz am
Donnerstag im Gesundheitsausschuss des Landtags. Das Gesundheitsamt
untersuche derzeit mehr als 200 Patienten, die der Arzt in dieser
Zeit noch betreut habe. Scholz sprach von einem besonders
peinlichen Fall: «Da fällt einem nicht mehr viel zu ein.» Am Mitt
woch
war der Sieben-Tages-Wert in dem Landkreis wieder über die
200er-Marke gesprungen und lag am Donnerstag bei 183,5 Neuinfektionen
pro 100 000 Einwohner.

Ein Sprecher des Landkreises Vechta bestätigte den Fall. Es handele
sich um eine Praxis in Goldenstedt, die bereits Ende Januar aufgrund
des Vorfalles wegen hygienischer Mängel vorübergehend geschlossen
worden war, inzwischen aber wieder geöffnet habe. Medienberichten
zufolge hatte der Hausarzt zumindest teilweise bei seiner Arbeit in
der Praxis keine Maske getragen.

Der Sprecher der Landesärztekammer, Thomas Spieker, kritisierte die
Verweigerung von Masken bei Ärzten. «Ein Arzt gefährdet damit die
Gesundheit nicht nur seiner Patienten - sondern auch seine eigene»,
sagte er. Eine Arztpraxis sei kein Ort für politische Agitation.

Beschwerden über Ärzte im Zusammenhang mit Vorwürfen der
vermeintlichen Leugnung von Corona seien in Niedersachsen relativ
selten, erklärte Spieker. Bei knapp 43 000 Ärztinnen und Ärzten seien

bislang Einzelfälle im zweistelligen Bereich bekannt.

Unterdessen zeigte sich das Gesundheitsamt des Landkreises Vechta
besorgt über eine hohe Zahl der britischen Corona-Mutation des Typs
B.1.1.7, meldete die «OM-Mediengruppe». Es seien 68 Proben daraufhin
untersucht worden, davon seien 23 positiv, sagte dazu der
Kreissprecher.

Es zeige sich, dass diese Virus-Variante deutlich ansteckender sei
als der alte Coronavirus-Typ. Aus Sicht des Kreisgesundheitsamtes sei
das eine neue Dimension, weil sie auch bei relativ flüchtigen
Kontakten zu einer Infektion führe. Sollten sich bei der
Kontaktnachverfolgung solche Cluster ergeben, sei das ein Hinweis,
dass es sich um die Mutante handeln könne.

Der Landkreis stelle sich auf diese neue Virus-Variante ein und habe
die Tests deutlich nach oben gefahren. Während im gesamten Januar
1364 Abstriche genommen wurden, seien allein vom 1. bis zum 8.
Februar 2344 Abstriche genommen worden. «Wir wollen viel großzügiger

und großflächiger Testen in den Bereichen, wo wir eine Mutation
vermuten, um dieses Infektionsgeschehen aufzudecken und eingrenzen zu
können.»

Auch falle im Zusammenhang mit dem mutierten Virus die Quarantäne
strenger aus: In jedem Fall sei zu Beendigung der Quarantäne ein
negativer Test notwendig. Auch die Möglichkeit, die Quarantäne schon
vorzeitig nach zehn Tagen bei einem negativen Test zu verlassen,
entfalle hier.

Der Landkreis unternehme größte Anstrengungen, um die
Infektionszahlen wieder zu senken. Sollte der Sieben-Tage-Wert
längere Zeit über der 200er-Marke sein, werde es weitere
Beschränkungen geben, sagte der Sprecher. Konkrete Maßnahmen stünden

aber noch nicht fest. «Wir machen das, weil wir das
Infektionsgeschehen mit aller Kraft eindämmen wollen. Das muss auch
im Interesse der breiteren Bevölkerung liegen, weil hohe
Inzidenzzahlen immer zu Einschränkungen des öffentlichen Lebens
führen.»