Kultusminister stellt neuen Corona-Schulplan vor - Handel enttäuscht

Seit vielen Wochen schon müssen die meisten Schüler coronabedingt den
Unterrichtsstoff zu Hause stemmen. Nun will der Kultusminister einen
Weg zurück in die Klassenräume vorschlagen, Schnelltests spielen eine
Rolle. Auch anderswo sind größere Lockerungen erst später absehbar.

Hannover/Berlin (dpa/lni) - Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD)
will nach den neuen Bund-Länder-Beschlüssen zur Corona-Krise einen
Zehn-Punkte-Plan zum weiteren Vorgehen in Schulen und Kitas
vorstellen. Es geht unter anderem um ein freiwilliges
Schnelltest-Angebot für das Personal. Außerdem soll über Einzelheiten

des Schul- und Kitabetriebs in den kommenden Wochen informiert
werden. Weiterentwicklungen beim Distanzlernen und bei der
Digitalisierung sind ebenfalls Thema - wie auch Maßnahmen zur
Stärkung von Kindern und Jugendlichen, zur Entlastung der
Schulleitungen sowie für besseren Infektionsschutz.

Im Moment bieten die Kitas lediglich eine Notbetreuung an. Ziel ist
weiter eine möglichst geringe Auslastung, was viele Eltern im
Homeoffice gleichzeitig vor Probleme stellt. Die Grundschulen sind im
Wechselmodell geöffnet, ein Teil der Schüler wird in der Klasse und
der andere jeweils abwechselnd zu Hause unterrichtet. Dasselbe gilt
für Abschlussklassen an weiterführenden Schulen und angehende
Abiturienten sowie etliche Kinder an Förderschulen. Grundschuleltern
können ihre Kinder auch noch komplett zu Hause behalten, wenn sie
dies sicherer finden. Die sogenannte Präsenzpflicht ist aufgehoben.
Alle übrigen Jahrgänge bleiben vorerst im reinen Homeschooling.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte nach den jüngsten Beratungen am
Mittwoch die Entscheidungshoheit der Länder in Bildungsfragen betont.
Die schrittweise Öffnung von Schulen und Betreuungseinrichtungen für
Kinder und Jugendliche soll nun aber bundesweit Priorität haben,
sobald die Entwicklung der Infektionslage dies zulässt.

Tonne hatte bereits eine Öffnung für alle Klassen nach einem Ende des
aktuellen Lockdowns und vor Beginn der Osterferien Ende März ins Auge
gefasst. «Sollten die Inzidenzwerte weiter sinken, werden wir die
Schulen im März weiter öffnen und das Wechselmodell ausdehnen»,
bekräftigte er nun. «Bei zunehmender Verbesserung der Lage und weiter
sinkenden Werten werden wir dann im April umstellen auf den
Stufenplan, der bei schwachem Infektionsgeschehen so viel
Präsenzunterricht wie möglich erlaubt und bei erhöhtem
Infektionsgeschehen konsequente Einschnitte automatisch vorsieht.»

Der Landeselternrat und der Philologenverband zeigten sich besorgt
über ein länger dauerndes Distanzlernen. Sowohl die Ausrüstung als
auch die Konzepte reichten nach wie vor nicht aus. «Nach einem Jahr
Leben mit der Pandemie mangelt es immer noch an der Ausstattung der
Schülerinnen und Schüler mit digitalen Endgeräten. Eltern werden im
Homeschooling mit ihren Kindern alleingelassen», sagte die
Elternrats-Vorsitzende Cindy-Patricia Heine. Es fehle hinreichendes,
sinnvoll digital aufbereitetes Material für das Lernen zu Hause, was
gerade den Lernfortschritt benachteiligter Kinder behindere. Ein
zügiges Ausstatten aller Lehrkräfte mit Dienstcomputern forderte der
Vorsitzende des Philologenverbandes, Horst Audritz.

Mehr Sicherheit könnten auch Schnelltests für Lehrerinnen und Lehrer
sowie das Kita-Personal bringen. Die Gesundheitsminister von Bund und
Ländern wollen außerdem prüfen, ob die Beschäftigten in Grundschule
n
und Kitas beim Impfen eine höhere Priorität erhalten. Nach den Worten
Merkels könnten sie noch vor dem Sommer mindestens die erste
Impfdosis bekommen. Dazu wäre eine geänderte Impfverordnung nötig.

In weiteren Bereichen von Gesellschaft und Wirtschaft sollen
Lockerungen erst folgen, wenn eine «stabile» durchschnittliche
Inzidenz von höchstens 35 Neuinfektionen je 100 000 Einwohnern binnen
sieben Tagen erreicht ist. Dann sollen etwa Geschäfte, Museen und
Galerien sowie Betriebe mit körpernahen Dienstleistungen wieder
aufmachen können - für Friseure ist dies bei Vorliegen entsprechender
Hygienekonzepte generell schon ab dem 1. März zulässig.

Die Einzelhändler in Niedersachsen zeigten sich enttäuscht von der
Regelung. Es sei schwer vermittelbar, warum man nun die 35er anstatt
der bisherigen 50er Inzidenzmarke für mögliche Öffnungen heranziehe,

sagte der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes
Niedersachsen-Bremen, Mark Alexander Krack, dem NDR. Die Gefahr durch
neue Virus-Varianten sei schon länger bekannt. Bei Friseuren soll es
unterdessen bereits viele Terminbuchungen geben. Für Lockerungen in
Kultur, Sport in Gruppen, Freizeit, Gastronomie und Hotels planen
Bund und Länder eine «sichere und gerechte Öffnungsstrategie».