Lockdown geht in Hessen in weitere Verlängerung

Im Kampf gegen Corona-Pandemie bleibt Hessen im Lockdown. Dabei hat
Ministerpräsident Bouffier besonders die Virusvarianten im Blick, die
als ansteckender gelten. Eine kleine Lockerung gibt es für Friseure -
und alle, die dringend einen Haarschnitt brauchen.

Wiesbaden (dpa/lhe) - Hessen bleibt weiter im Corona-Lockdown -
zunächst bis 7. März. Das kündigte Ministerpräsident Volker Bouffie
r
(CDU) am Mittwoch nach einem Gespräch mit den Regierungschefs von
Bund und Ländern an. Eine Ausnahme soll für Friseure gelten, die bei
strikter Einhaltung von Hygieneauflagen bereits am 1. März wieder
aufmachen dürfen. Damit wolle man auch älteren Menschen entgegen
kommen, die beispielsweise Hilfe beim Haarewaschen brauchen.

Man können mit Freude feststellen, dass die bisherigen Maßnahmen
gewirkt hätten und die Infektionszahlen runtergegangen seien, sagte
Bouffier. «Wir sind auf einem guten Weg.» Die Zahlen seien aber noch
nicht auf dem Niveau, auf dem sie sein sollten. Ein wichtiger Grund
für die Verlängerung des zunächst bis Mitte Februar befristeten
Lockdowns seien auch die sich besonders schnell ausbreitenden
Virusvarianten, erklärte der Regierungschef.

Diese erforderten Vorsicht und erhebliche zusätzliche Anstrengungen,
um die Infektionszahlen wieder zu senken. Er glaube, dass eine dritte
Corona-Welle komme, sagte Bouffier. «Und dann ist am Ende die
spannende Frage, wie flach halten wir diese Welle.» Man sei in einer
Situation, in der es Ungewissheiten gebe. «Und wenn es ungewiss ist,
muss man vorsichtig sein», betonte Bouffier.

Die Verantwortlichen müssten weiter abwägen zwischen dem
Gesundheitsschutz für die Bevölkerung und dem großen Wunsch nach
einer Öffnung für mehr soziales Leben. «Die Familien sind gestresst,

die Kinder haben die Schulen seit Wochen nicht mehr gesehen.» Es gebe
große Verwerfungen in der Wirtschaft, sagte Bouffier. «Hier gibt es
keinen Königsweg.»

Hessen werde wie angekündigt ab dem 22. Februar für die Schüler der
Klassen eins bis sechs das Modell des Wechselunterrichts ermöglichen,
kündigte der Ministerpräsident an. Von Klasse sieben an gelte mit
Ausnahme von Abschlussklassen Distanzunterricht. Das soll vorerst bis
zu den Osterferien Bestand haben. «Wenn sich ein Inzidenzgeschehen
entwickelt, das ganz, ganz weit nach unten geht, können wir über
weitere Schritte reden», sagte Bouffier.

Auch für die Kitas soll ab dem 22. Februar wieder der eingeschränkte
Regelbetrieb gelten. «Wir werden beides mit einer erweiterten
Teststrategie versehen», kündigte der Ministerpräsident an. Bislang
dürfen Lehrer und Erzieher in Hessen alle zwei Wochen kostenfrei
einen Corona-Test machen. «Dies werden wir mindestens mal auf eine
Woche verkürzen, das man also schneller getestet wird», kündigte
Bouffier an. Er hoffe auch, dass bald Selbsttests zugelassen würden.

Einen nächsten größeren Öffnungsschritt soll es nach den
Bund-Länder-Beschlüssen erst bei einer stabilen Sieben-Tage-Inzidenz
von höchstens 35 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner geben. Dann
sollen der Einzelhandel, Museen und Galerien wieder aufmachen können.
«Unser Ziel ist doch klar, wir wollen möglichst viel möglichst bald
auch öffnen, aber es wäre unverantwortlich jetzt Hoffnungen zu
schüren, die am Ende niemand garantieren kann», mahnte Bouffier. «Ich

mache das jedenfalls nicht.»

Am 3. März soll es nach Angaben von Bouffier das nächste
Bund-Länder-Treffen geben. Das hessische Corona-Kabinett werde an
diesem Donnerstag über die neuen Regeln beraten.

Der Präsident des Hessischen Industrie- und Handelskammertages,
Eberhard Flammer, nannte die Beschlüsse eine «herbe Enttäuschung».

«Wir brauchen eine Nachjustierung der Corona-Politik, die auch die
ökonomischen Folgen stärker berücksichtigt. Sie wiegen schwer und
sind für große Teile unserer Wirtschaft kaum noch zu tragen», teilte

er in Wiesbaden mit. «Wir werben für eine schrittweise Öffnung
derzeit geschlossener Betriebe, auch bei Inzidenzen von über 50.»