Müller: Schulen in Berlin öffnen am 22. Februar

Nach wochenlangem Lockdown zeigen sich Erfolge beim Corona-
Infektionsgeschehen. Aber auch die Probleme wachsen. Nun deuten sich
erste Öffnungsperspektiven an.

Berlin (dpa) - Trotz Verlängerung des Lockdowns zur Eindämmung der
Corona-Pandemie sollen die Schulen in Berlin ab 22. Februar wieder
schrittweise öffnen. Das kündigte der Regierende Bürgermeister
Michael Müller (SPD) am Mittwoch nach Bund-Länder-Beratungen an. Auch
andere Bundesländer orientierten sich an diesem Termin, fügte der
aktuelle Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) hinzu.

Müller beschrieb die Öffnung von Schulen und Kitas, über die die
Länder eigenständig entscheiden sollen, als schwierigen
Abwägungsprozess zwischen Gesundheitsschutz einerseits sowie den
sozialen Folgen weiter geschlossener Einrichtungen andererseits.

Es gehe nicht um eine Öffnung auf einen Schlag, sondern um «ein
schrittweises Hochfahren des Präsenzbetriebes an den Grundschulen»
mit Wechselunterricht, Hygieneregeln und auch neuen Testmöglichkeiten
für Lehrer und Kinder. Letztere böten «mehr Sicherheit», so dass di
e
Länder diesen Weg «guten Gewissens» gehen könnten.

«Schule kann man nicht außen vor lassen beim Infektionsgeschehen», so

Müller. Aber Wissenschaftler sagten auch: «Es gibt keine besonderen
Auffälligkeiten bei den Kindern, schon gar nicht bei den ganz
jungen.»

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der
Länder vereinbarten eine Verlängerung des Lockdowns um drei Wochen
bis zum 7. März. Eine Ausnahme bilden die Friseure, die ab 1. März
öffnen dürfen. Ab einem Inzidenzwert von 35 Neuinfektionen pro 100
000 Einwohnern binnen einer Woche sollen die Länder eine schrittweise
Öffnung von geschlossenen Geschäften und Anbietern köpernaher
Dienstleistungen, von Museen und Galerien ermöglichen können.

Vertreter der Berliner Wirtschaft äußerten sich enttäuscht. «Die
Ergebnisse des Treffens im Kanzleramt bleiben deutlich unter unseren
Erwartungen», erklärte der Hauptgeschäftsführer der
Unternehmerverbände Berlin (UVB), Christian Amsinck. «Ein klarer
Fahrplan für die Wirtschaft, der sich an der Infektionslage
orientiert, wäre möglich und verantwortbar gewesen.» Immerhin hätte
n
nun Handel und Friseure eine belastbare Perspektive, die Öffnung der
Schulen sei ein wichtiger Schritt. «Doch auch Hotels, Restaurants,
Tourismus- und Kulturwirtschaft brauchen Licht am Ende des Tunnels.»

Bei der möglichen Öffnung weiterer Teile des Einzelhandels soll nach
den Worten Müllers «Shopping-Tourismus» verhindert werden. Deswegen
hätten alle Länder betont, dass es mindestens mit den Nachbarn eine
Verständigung geben sollte über ein einheitliches Vorgehen. Im Falle
Berlins wäre das Brandenburg.

Große Teile des Einzelhandels, Friseure, Kosmetiksalons sowie viele
Schulen und Kitas sind im Zuge des bundesweiten Lockdowns zur
Eindämmung der Corona-Pandemie seit 16. Dezember geschlossen.
Restaurants, Museen, Kinos, Theater, Freizeit- und Sporteinrichtungen
mussten bereits Anfang November für Publikum schließen. Zudem gelten
strenge Kontaktbeschränkungen.

Nach Einschätzung Müllers haben die Maßnahmen vielen Menschen das
Leben gerettet. Die positive Infektionsentwicklung in den vergangenen
Wochen sei nicht von alleine gekommen, sondern Ergebnis der
Anti-Corona-Maßnahmen.

Der SPD-Politiker sprach von einem besonnenen politischen Weg. «Und
ein Weg, der von unglaublich vielen Menschen solidarisch mitgetragen
wurde. Sonst hätten wir das nicht erreicht», so Müller. «Und dieser

Weg wiederum, so mühsam und so ermüdend er auch ist, hat vielen
Menschen das Leben gerettet. Wir haben Tausende, die wegen dieses
Wegs und dieser Erfolge nicht in ein Krankenhaus mussten und nicht
auf eine Intensivstation.» Und auch dort sei eine langsame Entlastung
zu beobachten.

Gerade vor diesem Hintergrund sei es sehr wichtig, diesen Weg jetzt
nicht aufzugeben. «Es wäre fatal, jetzt ein, zwei Wochen zu früh zu
sagen, jetzt sind wir durch.»