«No Covid»-Initiative stellt Konzept für «grüne Zonen» vor

München (dpa) - Die «No Covid»-Initiative von 14 Wissenschaftlern hat

ihren Plan für coronafreie «grüne Zonen» in Europa vorgestellt. Die

Initiative schlägt in ihrem am Mittwoch veröffentlichten Papier vor,
Beschränkungen des Alltagslebens dort örtlich aufzuheben, wo die
Pandemie unter Kontrolle ist und es 14 Tage lang keine Neuinfektionen
unbekannten Ursprungs gibt. Damit gemeint sind Corona-Fälle, die
keiner vorher schon entdeckten und isolierten Infektionskette
zugeordnet werden können.

Die «grünen Zonen» sollen durch drastische Reisebeschränkungen
geschützt werden: Menschen aus «roten Zonen», in denen es lokale
Infektionen außerhalb von Quarantäne oder Isolation gibt, sollen
«grüne Zonen» nicht besuchen dürfen. Die der Corona-Einschränkung
en
müden Bürger sollen durch die Aussicht auf «grüne Zonen» motivier
t
werden, sich an die Regeln zu halten. Pendler zwischen «grünen» und
«roten Zonen» und ihre Arbeitgeber sollen besonderen Kontrollen und
Auflagen unterliegen.

Beteiligt an der Initiative sind Forscher aus mehreren Disziplinen
von Medizin über Pädagogik bis Volkswirtschaft. Zu den Autorinnen und
Autoren zählen unter anderem die Virologin Melanie Brinkmann und der
Physiker Michael Meyer-Herrmann vom Helmholtz Zentrum für
Infektionsforschung in Braunschweig, sowie die Ökonomen Clemens Fuest
und Andreas Peichl vom Münchner ifo-Institut.

Abgesehen von «grünen» und «roten Zonen» schlagen die Wissenschaf
tler
drei weitere «Werkzeugkisten» vor, die Europa den Weg zurück in die
Normalität ebnen sollen. Dazu gehört eine paneuropäische «No
Covid»-Partnerschaft, um das Zonenmodell über Ländergrenzen hinaus
umsetzen zu können. Das könnte nach Einschätzung der Wissenschaftler

auch gelingen, sofern sich genügend gleichgesinnte Kommunen finden -
auch wenn nicht alle Regierungen mitmachen.

Dritter Teil des Konzepts ist eine umfassende Teststrategie mit
besserer und schnellerer Kontaktnachverfolgung als bisher - inklusive
der Isolation von Verdachtsfällen und Kontaktpersonen.

Der vierte Teil des Konzepts beinhaltet die Vorschläge für die
Wirtschaft: So plädieren die Wissenschaftler dafür, Unternehmen
möglichst flächendeckend und umfassend zur Arbeit im Heimbüro
anzuhalten - ohne dies zur Pflicht zu machen. Unternehmen sollen
außerdem ihre Hygienekonzepte an die Standards in der Medizin
anpassen. Sofern Verschärfungen des Lockdowns notwendig werden
sollten, soll die Industrie so lange wie möglich weiter produzieren
dürfen.

Die «No Covid»-Initiative ist nicht identisch mit der «Zero
Covid»-Gruppe, die einen weitreichenden und längeren Lockdown
fordert. Diese Forderung halten ifo-Präsident Fuest und die bei «No
Covid» mitarbeitenden Ökonomen wegen der damit verbundenen immensen
wirtschaftlichen Folgekosten für einen Irrweg.