Besucherrückgang um mehr als die Hälfte im Grassi Museum

Leipzig (dpa/sn) - Das Grassi Museum für Angewandte Kunst in Leipzig
hat im Corona-Jahr 2020 einen deutlichen Besuchereinbruch hinnehmen
müssen. Wie Direktor Olaf Thormann am Mittwoch sagte, wurden nur
knapp 38 000 Gäste gezählt. 2019 waren es noch rund 90 000 gewesen.
Eine große Sonderausstellung habe wegen der Pandemie komplett
abgesagt werden müssen. Zwei weitere Ausstellungen zu venezianischer
Glaskunst und Emaille-Reklameschildern, die im November hätten
beginnen sollen, fielen bislang dem zweiten Lockdown zum Opfer. Eine
Prognose für dieses Jahr wollte Thormann nicht abgeben.

«Wir hoffen doch sehr, möglichst im März wieder öffnen zu können
»,
sagte Thormann. Wenn es eine stufenweise Öffnung von
Kultureinrichtungen geben könne, dann gehörten Museen aus seiner
Sicht zu den ersten, die wieder auf machen könnten. Sie böten genug
Raum, um sichere Hygienekonzepte umsetzen zu können. Viele Besucher
signalisierten, dass sie gerne wieder kommen würden. «Wir hoffen,
dass das ein Trendanzeiger ist, und dass dieser Hunger auf Kultur
wirklich so groß ist.»

Hinter den wochenlang geschlossenen Kulissen verbuchte das Museum im
vorigen Jahr einen Rekord: 4958 Kunstobjekte wurden neu erworben. Das
sei die umfangreichste Erweiterung der Sammlungen seit langem. Der
größte Teil seien Schenkungen gewesen, 291 Objekte wurden angekauft.

Das städtische Museum feilt laut Thormann außerdem an seinen
Digitalangeboten. Neu ist eine App, mit der virtuelle Touren durch
die ständige Ausstellung möglich sind. «Jede digitale Form kann den
analogen Museumsbesuch nicht ersetzen», sagte der Direktor. Aber es
sei ein zusätzlicher Weg, um das Publikum mit Informationen zu
versorgen.

Zudem arbeite das Grassi Museum an der vollständigen Digitalisierung
seiner Bestände. Bei rund 230 000 Objekten sei das ein
Langzeitprojekt. In diesem Jahr sollen über die Webseite die ersten
1500 Stücke zugänglich sein.