Ärzte ohne Grenzen: Teile des reservierten Corona-Impfstoffs abgeben

Berlin (dpa) - Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen hat
Gerechtigkeit bei der Verteilung von Corona-Impfstoffen angemahnt und
wünscht sich eine Abgabe von Ländern, die sich bereits Impfstoffe
gesichert haben. Mehr als die Hälfte der Impfstoffe im kommenden Jahr
sei schon jetzt reserviert, sagte Elisabeth Massute von der
Hilfsorganisation im ZDF-Morgenmagazin. «Da bleibt natürlich wenig
bis gar nichts für die Ärmsten der Armen oder für Menschen in
humanitären Not- und Krisensituationen übrig.»

«Wir würden uns wünschen, dass Länder, die sich jetzt bereits
Impfstoffe reserviert haben, tatsächlich verpflichtend Anteile
abgeben», sagte Massute. Damit sollen Menschen in humanitären Not-
und Krisensituationen sowie Gesundheitspersonal auf der ganzen Welt
geschützt werden. Es wäre unsolidarisch, wenn in Deutschland bereits
die Bevölkerung geimpft werden könne, während anderswo
Gesundheitspersonal noch nicht geschützt sei. Eine solche Verteilung
würde demnach am Ende allen zugutekommen: In einer globalisierten
Welt könne kein Land mit einem nationalistischen Ansatz die Pandemie
in den Griff bekommen. «Die Pandemie wird erst dann vorbei sein, wenn
sie für uns alle vorbei ist», sagte Massute.

Im November hatte die Weltgesundheitsorganisation WHO vor einem
«Impfstoff-Nationalismus» gewarnt. Am Mittwoch war bekannt geworden,
dass Großbritannien kommende Woche mit Impfungen beginnt. Nach
Regierungsangaben wurden dort 40 Millionen Impfdosen der Firmen
Biontech und Pfizer bestellt. Die EU hat sich bis zu 300 Millionen
Dosen reserviert. In China wird bereits geimpft, in Russland sollen
die Impfungen demnächst beginnen.