Gegen die Einsamkeit - 36 Fachkräfte als «Gemeindeschwesterplus»

Rheinland-Pfalz baut das Projekt fürs eigenständige Leben im Alter
weiter aus. In Corona-Zeiten sei diese Arbeit wichtiger denn je, sagt
Sozial- und Demographieministerin Bätzing-Lichtenthäler.

Mainz (dpa/lrs) - Mit Hausbesuchen und gezielter Hilfe unterstützt
das Projekt «Gemeindeschwesterplus» alte Menschen ab 80 Jahren in
einem selbstbestimmten und eigenständigen Leben. Die Haushaltsmittel
des Landes dafür wurden für das kommende Jahr von 1,1 auf 1,6
Millionen Euro erhöht. Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie sei das
Projekt wichtiger denn je, sagte Sozial- und Demografieministerin
Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) der Deutschen Presse-Agentur.

Zurzeit kümmern sich 36 Fachkräfte in Rheinland-Pfalz in diesem 2015
gestarteten Projekt um alte Menschen an ihrem Wohnort. Davon werden
drei von den Kommunen selbst finanziert. Die Kommunen, die das
Angebot nutzen, reichen vom Landkreis Ahrweiler im Norden bis zur
Südlichen Weinstraße.

«Mir ist es wichtig, Einsamkeit entgegenzuwirken», sagt die
Krankenschwester Zakia Amallah, die im November ihre Arbeit als
«Gemeindeschwesterplus» in Mainz aufgenommen hat. «Gerade jetzt in
der Corona-Zeit ist es wichtig, aufeinander zu achten.» Sie ist für
vier Mainzer Stadtteile zuständig, in denen rund 2000 Menschen über
80 Jahre leben, davon etwa 700 alleine. «Ich möchte bei der
Bewältigung des Alltags helfen», sagt Amallah. «Der Blick von außen

kann hilfreich sein beim Erkennen und Lösen von Problemen. Das kann
die Beseitigung einer Stolperfalle sein oder die Organisation von
Hilfe bei der Erledigung von Arbeiten im Haushalt.» Bereits im Sommer
hatte die erste «Gemeindeschwesterplus» in Mainz ihre Arbeit
aufgenommen.

Das Projekt hilft Menschen, die noch selbstständig leben und nicht
auf Pflege angewiesen sind, sich aber gleichzeitig Unterstützung und
Beratung wünschen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf
ländlichen Regionen, in denen es oft an passgenauen Angeboten
mangelt. Die Fachkräfte sollen daher auch dazu beitragen, solche
Angebote auf die Beine zu stellen.

Die Corona-Einschränkungen erschweren das Aufsuchen der Menschen in
ihrem eigenen Zuhause. Den Fachkräften sei es aber gelungen, neue
Ideen zu entwickeln, um mit den Menschen in Kontakt zu bleiben, sagt
Bätzing-Lichtenthäler - etwa über Telefon, Tablet-Computer oder auch

mit dem Zusenden von Denksportangeboten und Bewegungsanleitungen fürs
Fitness-Training. «Ich würde mich freuen, wenn es uns im nächsten
Jahr gelingt, das Projekt weiter auszuweiten.»