Corona-Zügel weiter angezogen - Aus für Skifahren in Österreich

Der Dezember hat begonnen, der erste Schnee ist gefallen - und die
Aussicht auf einen langen Corona-Winter wird deutlicher.
Einschränkungen zum Schutz vor Ansteckung mit dem Virus werden
verschärft. Skifahren wird bis auf weiteres kaum möglich sein.

München/Nürnberg (dpa/lby) - Unter dem Eindruck weiter extrem hoher
Corona-Infektionszahlen haben am Mittwoch weitere Kommunen in Bayern
die Zügel für ihre Bürger angezogen. In Bayerns zweitgrößter Stad
t
Nürnberg und im benachbarten Schwabach gelten Ausgangsbeschränkungen
- die Menschen dürfen dort nur noch aus triftigen Gründen ihre
Wohnungen verlassen.

In Passau, wo die Sieben-Tage-Inzidenz mit 426 am Mittwoch bayernweit
erneut am höchsten war, gelten solche Beschränkungen bereits seit
Tagen, auch im Landkreis Passau und im Landkreis Regen, wo ebenfalls
die 300er-Marke deutlich überschritten wird, gelten verschärfte
Maßnahmen, etwa beim Schulbetrieb.

Die bayerische Infektionsschutz-Maßnahmenverordnung sieht vor, dass
bei einer Inzidenz von mehr als 300 weitere Einschränkungen im
Schulbetrieb folgen müssen. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) will

sich am Donnerstag in Passau ein Bild von der Lage machen.

Nach einer Videoschalte der Länder-Regierungschefs mit Kanzlerin
Angela Merkel (CDU) am Mittwochabend deutete Söder eine mögliche
bundesweite weitere Verschärfung des Teil-Lockdowns an. Man werde in
den kommenden Wochen überlegen müssen, ob die bisherigen
Anti-Corona-Maßnahmen von Bund und Ländern reichen, sagte Söder. «D
ie
Frage ist, ob wir das Land die ganze Zeit in dieser Art von
Halbschlaf halten können - oder ob wir nicht irgendwann noch mal
überlegen müssen, an einigen Stellen sehr deutlich und konsequent
tiefer heranzugehen.»

«Die Zeit ist nicht da, wo die Maßnahmen jetzt bewertet werden
müssen», sagte Söder. «Aber mein Gefühl ist, und viele Bürgerin
nen
und Bürger fragen mich auch, dass wir uns da nicht scheuen dürfen, am
Ende auch sehr konsequent zu sein - und vielleicht einmal kürzer
konsequenter als länger halbkonsequent.» Vor dieser Frage werde man
im Zweifelsfall noch stehen, sagte der Ministerpräsident.

In Bayern liegen nach Angaben des Landesamtes für Gesundheit und
Lebensmittelsicherheit (LGL) sechs Gebietskörperschaften über einer
Sieben-Tage-Inzidenz von 300 - die niederbayerischen Kreise Regen,
Freyung-Grafenau und Passau, sowie die Städte Passau, Nürnberg und
Schwabach. Kein Landkreis und keine kreisfreie Stadt liegen unter der
Warnschwelle von 50.

Bayernweit am günstigsten präsentiert sich die Situation derzeit im
oberfränkischen Bayreuth, wo am Mittwoch eine Inzidenz von ganz knapp
über 50 festgestellt wurde. Insgesamt wurden im Freistaat 3325 mehr
positive Corona-Fälle gezählt als noch tags zuvor. Die Zahl der Toten
erhöhte sich um 97 auf nun insgesamt 3976 seit Beginn der Pandemie im
Frühjahr.

Nach Angaben von Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) waren
am Mittwoch noch 93 Prozent der Schulklassen in Bayern trotz der
Corona-Bedingungen im Präsenzunterricht in ihren Klassenzimmern. Vier
Prozent der Klassen würden im Distanzunterricht geschult, davon ein
Großteil wegen Quarantänefällen, sagte der Minister bei einer
Regierungsbefragung. Die restlichen drei Prozent der Klassen seien
im Wechselunterricht, hierfür sei die Infektionslage verantwortlich.

In Kommunen, wo es mehr als 200 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner
innerhalb einer Woche gibt, müssen die Klassen geteilt werden, sofern
nicht durchgehend ein Sicherheitsabstand von 1,5 Metern gewährleistet
werden kann. «Ich erwarte, dass die Zahlen beim Wechselunterricht
steigen werden», sagte Piazolo. Er verwies dabei auf die landesweit
in vielen Kommunen steigenden Infektionszahlen.

Um die Lehrer vor Infektionen zu schützen, stelle die Staatsregierung
ihnen zunächst 300 000 Schutzmasken zur Verfügung. Je nach Resonanz
der Lehrer werde man aber schauen, ob hier nochmals nachgelegt werden
müsse.

Ministerpräsident Söder begrüßte, dass Österreich dem Skitourismu
s
während der Weihnachtsferien praktisch einen Riegel vorgeschoben hat.
Die Entscheidung der österreichischen Regierung sei «richtig und
verständlich», schrieb Söder auf Twitter. Der CSU-Chef betonte: «Au
ch
wenn es schwer fällt: Sicherheit geht vor. Die Ferien dürfen nicht zu
einem Risiko werden.»

Österreich verhängte für alle Einreisenden aus Corona-Risikogebieten

vom 7. Dezember bis zum 10. Januar eine zehntägige Quarantänepflicht
- davon betroffen sind damit auch Touristen aus Bayern. Ziel sei es,
den Tourismus weitgehend einzudämmen, teilte die Regierung am
Mittwoch in Wien mit. In Bayern stehen Seilbahnen und Skilifte
ebenfalls bis auf weiteres still.

Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) betonte in der Fragestunde,
dass für die Gesundheitsversorgung in Bayern auch die kleinen
Krankenhäuser und Fachkliniken «unwahrscheinlich wichtig» seien.
Deshalb werde sich Bayern auch weiter dafür einsetzen, dass diese vom
Bund für ihre Rolle in der Pandemiebekämpfung auch besser finanziell
entschädigt würden. Sie erklärte zudem, dass die Kommunen für die
Umsetzung der Corona-Impfungen keine Kosten haben sollten. Wo der
Bund sich nicht an den Kosten beteilige, werde das Land in die
Finanzierung gehen.

Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) betonte, dass die
Weitergabe der Wirtschaftshilfen an die Unternehmen generell gut
vorankomme. Da jedoch bei den Hilfen für die Betroffenen der
Corona-Schutzmaßnahmen im Oktober und im November noch vom Bund die
erforderliche Software fehle, deute vieles daraufhin, dass die
Auszahlungen erst im Januar erfolgen könnten.