3000 Freiwillige für Schnelltests - neue Corona-Stufen

Die Corona-Pandemie setzt Thüringen weiterhin zu. Landesweit steigen
die Infektionszahlen, im Hotspot Hildburghausen gehen freiwillige
Tests bei Schülern und Lehrern weiter. Das Gesundheitsministerium
reagiert mit neue Corona-Stufen.

Hildburghausen (dpa/th) - Im Thüringer Corona-Hotspot Hildburghausen
wollen sich bisher rund 3000 Kinder, Lehrer und Erzieher an
freiwilligen Corona-Schnelltests beteiligen. Das seien etwa ein
Drittel der Anspruchsberechtigten, sagte Landrat Thomas Müller (CDU)
am Mittwoch in Hildburghausen. Die Bereitschaft, das Testangebot zu
nutzen, steige spürbar nach anfänglicher Zurückhaltung.

Während sich im Kreis Hildburghausen der Warnwert von festgestellten
Neuinfektionen gerechnet auf 100 000 Einwohner binnen einer Woche
etwas abschwächte, ist die Zahl der Neuinfektionen insgesamt in
Thüringen weiterhin hoch. Das Gesundheitsministerium reagierte mit
einem neuen Stufenplan, der je nach Infektionslage regionale
Einschränkungen mit harten Kontaktbeschränkungen vorsieht.

In Hildburghausen wurden nach Angaben des Landrats am Dienstag beim
Start der laut Gesundheitsministerium bundesweit einmaligen
Testaktion von Kindergarten- und Schulkindern und ihren Betreuern
rund 900 Untersuchungen vorgenommen. Es habe insgesamt acht positive
Ergebnisse unter Kinder, Jugendlichen und Pädagogen gegeben. Wer
negativ getestet sei, könne in Kita oder Schule zurückkehren - noch
vor der geplanten generellen Wiedereröffnung am 14. Dezember. Weitere
800 bis 1000 Test sollten am Mittwoch folgen. Die Aktion laufe noch
bis Freitag und würde bei Bedarf bis Montag verlängert, sagte Müller.


Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) bekräftigte,
dass die Kosten vom Land getragen würden. Es ständen insgesamt rund
11 000 Antigen-Tests zur Verfügung. Allein sie kosten nach Angaben
einer Ministeriumssprecherin etwa 100 000 Euro.

Werner verspricht sich von der nach ihren Worten einmaligen Aktion in
Thüringen Aufschluss darüber, ob es eine hohe Dunkelziffer an
Infektionen in Kita und Schulen gibt oder ob sie «sichere Orte sind».
Darüber könnte auch eine Momentaufnahmen, wie sie die Test seien,
Aufschluss geben, sagte Werner. Das diffuse Infektionsgeschehen quer
durch alle Orte und Altersgruppen «macht uns Sorgen», sagte der
Landrat.

Der Südthüringer Kreis an der Landesgrenze zu Bayern war tagelang die
Region in Deutschland mit der höchsten Inzidenz mit bis zu 630
Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern in sieben Tagen. Am Mittwoch
ging der Wert weiter zurück und lag laut Gesundheitsministerium bei
rund 459 nach 519 am Vortag.

Landesweit näherte sich die Zahl nachgewiesener Neuinfektionen
erneut der Marke von 500 innerhalb eines Tages. Von Dienstag auf
Mittwoch kamen 471 neue Fälle hinzu, so das Gesundheitsministerium.
Das Infektionsgeschehen habe sich seit der vergangenen Woche deutlich
verstärkt. Im Durchschnitt seien 465 Infektionen am Tag gemeldet
worden, in der Woche davor waren es den Angaben nach 394 täglich. Die
Zahl der Neuinfektionen innerhalb von sieben Tagen gemessen an
100 000 Einwohnern lag thüringenweit bei 138.

Ein neuer Erlass der Landesregierung gibt den Kommunen
Handlungsempfehlungen bei steigenden Corona-Infektionszahlen. In
Abstufungen werden dabei Maßnahmen genannt, die ab einer Zahl von 35,
50, 100 und 200 Neuinfektionen je 100 000 Einwohnern innerhalb von
sieben Tagen zu erfolgen haben. Neu eingeführt wurde die höchste
Stufe, die ab 200 Neuinfektionen innerhalb einer Woche gilt.

Dann soll es noch strengere Kontaktbeschränkungen geben. Dann sollen
sich nur noch Angehörige eines Haushalts in der Öffentlichkeit
gemeinsam aufhalten dürfen. Zudem soll jeder Aufenthalt in der
Öffentlichkeit auf ein absolut nötiges Minimum reduziert werden. Bei
Trauerfeiern dürfen nur noch Angehörige ersten Grades des oder der
Verstorbenen teilnehmen, an standesamtlichen Trauungen nur die
Eheleute und deren Kinder sowie Angehörige des Haushalts, hinzukommen
der Standesbeamte und die Trauzeugen.

Bei einer Inzidenz von 200 sollen Bolz- und Spielplätze geschlossen
werden, ebenso zoologische und botanische Gärten sowie Tierparks,
auch Fahr- und Flugschulen. Betriebe werden aufgefordert, für ihr
Personal ein Wechselmodell für Heim- beziehungsweise Telearbeit
anzuordnen, so dass sich immer nur dieselben Gruppen am Arbeitsplatz-
oder in Heim- oder Telearbeit befinden. Zudem kann ein Verbot der
Abgabe von Alkohol und des Alkoholkonsums auf bestimmten öffentlichen
Plätzen oder in bestimmten öffentlich zugänglichen Einrichtungen
verhängt werden.