Tui-Konzern bekommt weitere Staatshilfen

Beim weltgrößten Reiseanbieter ist noch mehr Unterstützung des Bundes

nötig: Nach zwei Hilfspaketen in Milliardenhöhe muss Tui mit weiterem
öffentlichen Geld stabilisiert werden. Geht der Konzern nun genügend
abgesichert aus dem touristisch katastrophalen Corona-Jahr 2020?

Hannover/Berlin (dpa) - Der Tui-Konzern bekommt weitere Staatshilfen
gegen einen möglichen finanziellen Absturz in der Corona-Krise. Wie
der weltgrößte Reiseanbieter aus Hannover am Mittwoch mitteilte,
einigte sich Tui mit dem Bund sowie privaten Investoren und Banken
auf ein Finanzierungspaket im Gesamtvolumen von 1,8 Milliarden Euro.
Die Tourismusbranche ist neben Luftverkehr und Gastronomie besonders
stark vom Nachfragerückgang in der Pandemie betroffen.

Das Finanzierungspaket stärke die Position der Tui und stelle ihr
ausreichende Liquiditätsreserve zur Verfügung, hieß es. «Diese
gleicht auch die bis zum Beginn der Sommersaison 2021 angenommenen
Reisebeschränkungen aus.» Das Paket sei notwendig geworden aufgrund
der zunehmenden Reisebeschränkungen durch wieder ansteigende
Infektionszahlen und ein damit verbundenes kurzfristigeres
Buchungsverhalten einiger Kunden.

Das Paket sieht laut Tui konkret eine Kapitalerhöhung über rund 500
Millionen Euro vor, die von privaten Investoren geschultert wird.
Daneben geht es um eine in Aktien der Tui wandelbare stille Einlage
des staatlichen Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) in Höhe von 420
Millionen Euro. Daneben geht es um eine nicht wandelbare stille
Einlage des WSF in Höhe von 280 Millionen Euro.

Vorausgegangen waren Verhandlungen mit der Bundesregierung. Zwei vom
WSF benannte Personen sollen Mitglieder des Aufsichtsrats der Tui
werden. Der staatliche WSF dient der Stabilisierung der Wirtschaft in
Folge der Coronavirus-Pandemie. Er stellt Unternehmen
Stabilisierungsmaßnahmen zur Stärkung ihrer Kapitalbasis und zur
Überwindung von Liquiditätsengpässen bereit. So hatte die Politik
bereits ein milliardenschweres Rettungspaket für die Lufthansa
beschlossen.

Die EU-Kommission muss nach der Einigung über die stillen Einlagen
bei der Tui noch prüfen, ob es sich um eine zulässige staatliche
Beihilfe. Weiter geht es laut Tui um eine Staatsgarantie über 400
Millionen Euro oder alternativ eine entsprechende Erhöhung der nicht
wandelbaren stillen Einlage des WSF sowie eine zusätzliche
Kreditlinie der Staatsbank KfW über 200 Millionen Euro. Eine
bestehende Kreditlinie der KfW wird bis Juli 2022 verlängert.

Die stillen Einlagen durch den WSF seien mit weiteren Einschränkungen
verbunden, unter anderem hinsichtlich Investitionen in andere
Unternehmen, solange der WSF investiert bleibe.

Tui war im Frühjahr als erstes deutsches Großunternehmen von der
staatlichen Förderbank KfW mit einem Darlehen über 1,8 Milliarden
Euro unterstützt worden. Neben Lufthansa und Tui wird auch der
Reise-Konkurrent FTI öffentlich gestützt. Ende September waren für
Tui 1,2 Milliarden Euro in Form einer zweiten Kreditlinie sowie einer
Anleihe hinzugekommen, die der Bund auch in eigene Anteile bei den
Hannoveranern umwandeln kann. Nun wurden Verhandlungen über eine
dritte Hilfstranche beendet.

Der Tui-Konzern ist trotz eines laufenden Sparkurses und des Abbaus
Tausender Stellen angeschlagen, weil die Kunden trotz einiger
regionaler Lichtblicke viele Urlaubsziele meiden. Reisewarnungen und
-hinweise sorgen für eine hohe Unsicherheit bei den Verbrauchern.

Im Winter ist das Geschäft zudem immer deutlich schwächer als in den
Sommermonaten - Tui ist jetzt daher noch stärker gezwungen, seine
Zahlungsfähigkeit zu sichern. Mit Blick auf das neue Jahr hatte sich
das Tui-Management zuletzt wieder etwas optimistischer gezeigt.
Entscheidend dürfte auch sein, wie rasch großflächige Impfungen gegen

das neue Coronavirus anlaufen können.