Biontech: Großbritannien wird nicht bevorzugt behandelt

Mainz (dpa) - Auch nach der Zulassung des Corona-Impfstoffs in
Großbritannien wollen der Mainzer Hersteller Biontech und sein
US-Partner Pfizer an einer «fairen» weltweiten Verteilung des
Präparats festhalten. Die Biontech-Unternehmensführung trat am
Mittwoch Befürchtungen entgegen, die EU und die USA könnten bei den
Auslieferungen des Vakzins das Nachsehen haben, da die Briten früher
grünes Licht für den Impfstoff gegeben haben. «Wir haben von Anfang
an gesagt, dass wir den Impfstoff der ganzen Welt zur Verfügung
stellen und an alle fair verteilen, die ihn haben wollen», betonte
Vorstand Sean Marett wenige Stunden nach Bekanntwerden der Zulassung
vor Journalisten. «Und das heißt, dass nicht alle Dosen an
Großbritannien gehen. Großbritannien erhält wie alle einen fairen
Anteil.»

Der Biontech-Geschäftsvorstand (CBO) fügte hinzu: «Wir werden so
viele Dosen ausliefern, wie wir können, und so schnell, wie wir
können, an alle, die das Präparat genehmigen.» Bis Ende Dezember
könnten 50 Millionen Dosen ausgeliefert werden. In dieser Zahl sind
nach seinen Worten auch die bereits vorproduzierten Präparate
enthalten. Im nächsten Jahr sollen dann 1,3 Milliarden Dosen
hergestellt werden. Für eine Impfung werden zwei Dosen verabreicht.

Zu der Frage, ob die britische Aufsichtsbehörde für Arzneimittel
schneller gearbeitet habe als die entsprechenden Stellen in der EU
und den USA, wollte sich die medizinische Geschäftsführerin und
Mitgründerin von Biontech, Özlem Türeci, nicht konkret äußern.
«Wir
haben sehr positive Erfahrungen mit den Zulassungsbehörden in aller
Welt gemacht», sagte sie. Die Mitarbeiter dort arbeiteten unter hohem
Druck, zügig und teilweise rund um die Uhr und seien sehr engagiert.

Die Lieferungen nach Großbritannien sollen nach Maretts Worten sofort
beginnen und per Luftfracht oder Lastwagen erfolgen. Falls es im
Zusammenhang mit dem Ende der Brexit-Übergangsphase Ende Dezember zu
Lieferunterbrechungen kommen sollte, werde man nach anderen
Möglichkeiten suchen.

Das Präparat könne in den Impfzentren durch das Nachfüllen von
Trockeneis bis zu 15 Tage gelagert werden, erklärte er. Bei normalen
Kühlschranktemperaturen sei es maximal fünf Tage haltbar. Bei
Auslieferungen aus den Verteilzentren beispielsweise in Pflegeheime
sei das aufgetaute Vakzin bis zu sechs Stunden haltbar. Extrem
niedrige Temperaturen von minus 70 Grad seien nur für längerfristige
Lagerungen über Monate hinweg erforderlich.