Spahn setzt auf zügige EU-Entscheidung über Impfstoffzulassung

Berlin/Brüssel (dpa) - Bundesgesundheitsminister Jens Spahn setzt
angesichts der ersten Zulassung für einen Corona-Impfstoff in
Großbritannien auf zügige Entscheidungen in der Europäischen Union.
Pflegekräfte, Ärzte und andere arbeiteten in der Krise gerade Tag und
Nacht und an jedem Wochenende, sagte der CDU-Politiker am Mittwoch
nach einer Videokonferenz mit seinen EU-Amtskollegen. Daher dürfe man
auch von der EU-Zulassungsbehörde erwarten, dass sie schnellstmöglich
zu einer Entscheidung über entsprechende Anträge komme.

Spahn betonte zugleich, es gehe nicht darum, «irgendwie erster zu
sein». Entscheidend sei, sichere und wirksame Impfstoffe zu bekommen,
was für das Vertrauen wichtig sei. Daher sollten vorgesehene Studien
mit Zehntausenden Freiwilligen auch zu Ende geführt werden. In der EU
sind Zulassungen für zwei Impfstoffe beantragt worden: für einen des
Mainzer Unternehmens Biontech und seines US-Partners Pfizer sowie für
einen Impfstoff des US-Konzerns Moderna. Die Europäische
Arzneimittel-Agentur muss die Anträge prüfen und hat bis spätestens
29. Dezember ein Ergebnis in Aussicht gestellt. Großbritannien hat
nun eine Notfallzulassung für den Stoff von Biontech/Pfizer erteilt.

Spahn sagte, eine leichte Verzögerung zwischen Zulassungen in
Großbritannien oder den USA und der EU sei «nicht weiter dramatisch
,
wenn es ein überschaubarer Zeitraum ist». Allerdings gehe es in
Großbritannien und den USA um Notfallzulassungen, während die EU auf

das bewährte Verfahren einer regulären Zulassung setze. Deutschland
hätte national ebenfalls eine Notfallzulassung machen können. Man
habe sich aber sehr bewusst dagegen entschieden und stattdessen für
ein Vorgehen «im EU-europäischen Konzert».

Dass die EU eine gemeinsame Beschaffung von Impfstoffen für alle
27 Mitgliedstaaten plane, sei im Sinne europäischer Solidarität
wichtig, sagte Spahn. Mit Blick auf britische Äußerungen zu Vorteilen
bei der Zulassung durch den Brexit sagte Spahn, es handele sich bei
dem Impfstoff um eine europäische Entwicklung. «Das zeigt doch, wenn
ein Produkt aus der Europäischen Union so gut ist, dass es in UK so
schnell zugelassen wird, dass das Beste in dieser Krise die
europäische und internationale Zusammenarbeit ist.»