Ukraine drängt russische Sprache mit neuen Regeln weiter zurück

Kiew (dpa) - Zur weiteren Zurückdrängung des in der Ukraine noch
stark verbreiteten Russischen dürfen Dienstleister vom 16. Januar
2021 an nur noch die Landessprache nutzen. «In Supermärkten und in
Internetgeschäften, im Café, in der Bank, in der Tankstelle, in der
Apotheke oder Bibliothek, wo du auch bist - die Bedienung sollte auf
Ukrainisch sein», zitierten ukrainische Medien am Mittwoch den
Sprachbeauftragten Taras Kremen. Ein Übergang zu einer anderen
Sprache sei erst auf Kundenwunsch möglich.

Grundlage der Vorschrift ist ein im April 2019 kurz nach der Abwahl
von Präsident Petro Poroschenko verabschiedetes Gesetz zur
Durchsetzung des Ukrainischen als Staatssprache. Poroschenkos
Nachfolger Wolodymyr Selenskyj hatte jedoch im Wahlkampf eine
weichere Sprachpolitik versprochen.

Die Regelungen des Sprachgesetzes in dem Land mit vielen
Nationalitäten waren unter anderem von westlichen Rechtsexperten
kritisiert worden. Minderheiten würden dadurch zu wenig geschützt,
hieß es. Bei der bis jetzt letzten Volkszählung 2001 hatten noch
knapp 30 Prozent der Ukrainer Russisch als Muttersprache angegeben.
Ukrainisch ist gemäß Verfassung jedoch die einzige Amtssprache.

2014 hatte sich nach dem gewaltsamen Regierungssturz in Kiew Russland
die Halbinsel Krim auch unter dem Vorwand des Schutzes der
Russischsprachigen einverleibt. In der Ostukraine kämpfen seitdem von
Moskau unterstützte Separatisten gegen Regierungstruppen. Über
13 000 Menschen wurden UN-Schätzungen nach in dem Konflikt getötet.

Ein Friedensplan mit sprachlicher Autonomie für das Konfliktgebiet
ist auch unter Selenskyj bisher nicht umgesetzt worden.