Großbritannien lässt Corona-Impfstoff von Biontech und Pfizer zu

Der Impfstoff von Biontech und Pfizer hat in Großbritannien alle
Hürden genommen. Noch im Dezember sollen die ersten Briten geimpft
werden. Europa wartet noch auf eine Entscheidung der Behörden.

London (dpa) - Die britische Aufsichtsbehörde für Arzneimittel hat
eine Notfallzulassung für den Corona-Impfstoff des Mainzer
Unternehmens Biontech und seines US-Partners Pfizer erteilt. Bereits
in der kommenden Woche soll der Impfstoff im Land erhältlich sein,
teilte die Regierung am Mittwoch in London mit. «Die Hilfe ist auf
dem Weg», schrieb Gesundheitsminister Matt Hancock auf Twitter. Es
ist die erste Zulassung für den Impfstoff BNT162b2 weltweit.

In den meisten Ländern der Welt steht noch kein Impfstoff für die
breite Anwendung zur Verfügung. Unter anderem China und Russland
impfen aber schon seit einiger Zeit bestimmte Bevölkerungsgruppen.
Biontech und Pfizer betonten, dass ihr Impfstoff auf Basis von Daten
aus einer großen klinischen Studie mit Zehntausenden Probanden
zugelassen wurde.

Die ersten Lieferungen sollen schon in wenigen Tagen im Vereinigten
Königreich eintreffen, bestätigten Biontech und Pfizer. Sie haben
demnach mit Großbritannien eine Lieferung von insgesamt 40 Millionen
Impfstoffdosen für Dezember und im kommenden Jahr getroffen. «Die
erste Notfallzulassung für einen Covid-19-Impfstoff ist ein
bahnbrechender wissenschaftlicher Meilenstein», hieß es von den
Unternehmen.

Für die EU will die Europäische Arzneimittel-Agentur Ema noch im
Dezember über eine Zulassungsempfehlung für den Corona-Impfstoff von
Biontech und Pfizer entscheiden. Bis spätestens 29. Dezember soll ein
Ergebnis der Prüfung vorliegen, teilte die Agentur am Dienstag mit.
Deutschland und die EU haben bereits einen Rahmenvertrag über den
Kauf von bis zu 300 Millionen Dosen des Impfstoffs abgeschlossen.

Für den Biontech/Pfizer-Impfstoff ergaben umfangreiche Testreihen
nach Angaben der Unternehmen eine Wirksamkeit, die einen
95-prozentigen Schutz vor der Krankheit Covid-19 bietet. Das Vakzin
funktioniere über alle Altersgruppen und andere demografische
Unterschiede hinweg ähnlich gut und zeige praktisch keine ernsten
Nebenwirkungen, teilten die Firmen mit. Der Impfschutz bei Menschen,
die über 65 Jahre alt sind, liege bei über 94 Prozent. Diese
positiven Ergebnisse beziehen sich auf den Schutz vor einer
Covid-19-Erkrankung. Inwiefern das Vakzin auch vor der Infektion und
einer möglichen Weitergabe des Virus schützt, ist noch nicht klar.

Großbritannien ist besonders stark von der Pandemie getroffen und
viele der chronisch unterfinanzierten Krankenhäuser haben schon ihre
Kapazitätsgrenze erreicht. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums
sind fast 60 000 Menschen im Vereinigten Königreich bereits an
Covid-19 gestorben. Es wird mit einer hohen Dunkelziffer gerechnet.
Premierminister Boris Johnson wird vorgeworfen, zu spät und
unzureichend auf die Corona-Krise reagiert zu haben.

Für den Impfstart stehen 50 Krankenhäuser sowie auch Impfzentren
bereit. Mit den 40 Millionen Impfstoffdosen können 20 Millionen
Menschen geschützt werden - das Mittel muss zweimal verabreicht
werden. Großbritannien hat knapp 67 Millionen Einwohner. Nach Angaben
des Gesundheitsministeriums hilft das Militär bei der Logistik.