Mediziner: Nein zu Skibetrieb in Bayern vorerst richtige Entscheidung

Wintersport in den Weihnachtsferien - ja oder nein? Diese Frage
beschäftigt derzeit viele Menschen in Bayern. Der Arzt, der vor zehn
Monaten den ersten Corona-Patienten Deutschlands behandelt hat,
äußert sich klar.

München (dpa/lby) - Mediziner sehen die temporär beschlossene
Schließung der Skilifte in Bayern und damit das vorläufige Aus für
den Wintersport als richtigen Schritt. «Aus epidemiologischer Sicht
sind das vernünftige Maßnahmen - so weh sie verständlicherweise
vielen Menschen tun. Wir müssen jede Art von Massenveranstaltung
vermeiden», sagte Clemens Wendtner, Chefarzt der Klinik für
Infektiologie in der München Klinik Schwabing.

Es sei anzunehmen, «dass die Verbreitung des Virus über die Areosole
auch im Freien gut funktioniert, wenn man am Skilift oder
insbesondere in Skigondeln eng zusammen steht beziehungsweise sitzt»,
sagte Wendtner, der vor zehn Monaten die ersten Corona-Patienten
Deutschlands behandelt hatte. Eine Verbreitung durch Après-Ski-Events
wie im Frühjahr in Ischgl, obwohl eigentlich verboten, sei zudem bei
Öffnung von Skigebieten nicht völlig auszuschließen. Auch auf
Skitouren solle ausreichend Abstand zum Vordermann eingehalten
werden, um nicht in der Aerosol-Fahne zu laufen. Wendtner riet, zu
Tourengehern aus anderen Gruppen vorsorglich den bekannten Abstand
mindestens zu verdreifachen, also rund fünf Meter einzuhalten.

Wendtner äußerte die Hoffnung, dass die Infektionszahlen bei
Einhalten der Maßnahmen bis Weihnachten sinken. Allerdings sei bisher
noch keine Trendwende zu sehen. «Wir müssen von dem hohen Level
herunterkommen, weil wir keine unbegrenzten Krankenhauskapazitäten
haben», sagte Wendtner. «Nicht nur der Blick nach Berlin mit
übervollen Intensivstationen durch Covid-19 zeigt inzwischen mahnende
innerdeutsche Bilder - wir müssen jetzt alles tun, um unser
Gesundheitssystem nicht zu überlasten. Alle Kliniken sind jetzt
gefordert.»

In Bayern dürfen Skilifte, Seilbahnen und die dazugehörige
Gastronomie während des Lockdowns nicht öffnen. Die Schweiz und
Österreich wollen ihre Skigebiete hingegen nicht schließen.