Mafia-Ermittler: Gesundheitswesen ist im Visier von Clans

Rom/Catanzaro (dpa) - Ein führender italienischer
Anti-Mafia-Ermittler warnt vor der sich verschärfenden Korruption im
Gesundheitswesen durch die Corona-Krise. «Pandemien, wie auch zum
Beispiel Naturkatastrophen und Finanzkrisen, waren immer eine
willkommene Gelegenheit für Mafia-Gruppen, weil sie schwierige Zeiten
in Chancen verwandeln können», sagte Staatsanwalt Nicola Gratteri aus
Catanzaro, der Regionalhauptstadt Kalabriens, der Deutschen
Presse-Agentur. Es habe auch früher viele Fälle von Korruption im
Gesundheitssektor gegeben.

Während die erste Corona-Welle Süditalien weitgehend verschont
gelassen hatte, hat die zweite Virus-Welle seit dem Herbst auch die
die Regionen dort erfasst. Seither sorgen Berichte über die
Einflussnahme der 'Ndrangheta aus Kalabrien und anderer Mafia-Gruppen
für Schlagzeilen in dem Mittelmeerland. Gratteri wies darauf hin,
dass das Problem aus seiner Sicht nicht nur Italien betreffe. «Die
Mafias sind heute in Europa - und insbesondere in Deutschland - stark
verwurzelt. Die Mafia kann auch in Deutschland und in vielen
europäischen Ländern an Gelder aus dem EU-Wiederaufbaufonds
gelangen.» Dieses Risiko dürfe nicht unterschätzt werden, mahnte der

langjährige Mafia-Jäger. Mafiöse Strukturen allein als italienisches

Phänomen zu betrachten, sei ein Fehler.