Deutscher in Türkei wegen Präsidentenbeleidigung in Untersuchungshaft

Berlin/Istanbul (dpa) - Nach einem Streit am Flughafen im türkischen
Urlaubsort Antalya ist ein Deutscher bereits Anfang November unter
dem Vorwurf der Präsidentenbeleidigung festgenommen worden. Der 63
Jahre alte Mann aus Wuppertal sitze in Untersuchungshaft und müsse
sich am 8. Dezember vor einem Gericht in Antalya verantworten, sagte
sein Anwalt Rüdiger Deckers der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag.

Ihm werde zudem vorgeworfen, gegen Paragraf 216 des türkischen
Strafgesetzbuches verstoßen zu haben: Herabwürdigung oder Aufhetzung
zu Hass und Feindseligkeit. Zunächst hatten die «Bild»-Zeitung und
die ARD über den Fall berichtet. Ein Sprecher des Auswärtigen Amts
sagte der dpa, der Mann werde «konsularisch betreut». Details nannte
er nicht.

Dem Anwalt zufolge kam es zu dem Streit, nachdem sein Mandant eine
Frau darum gebeten habe, die Corona-Abstandsregeln einzuhalten. Die
Frau habe ihn daraufhin angezeigt. Bei dem Streit seien Worte
gefallen, die den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan
beleidigt hätten. Sein Mandant streite das ab. Anwalt Ahmet Ünal
Ersoy, der den Wuppertaler in Antalya vertritt, erklärte in einem
Schreiben an die ARD, sein Mandant sei ein «Türkeifreund». Er habe
weder Staat noch Präsidenten beleidigt.

Nach Informationen der «Bild»-Zeitung war der 63-Jährige Anfang
November von Düsseldorf nach Antalya geflogen. Nach der Landung soll
er mit anderen Passagieren am Gepäckband in Streit geraten sein. Wie
die Zeitung weiter schreibt, sollen Zeugen der Polizei gesagt haben,
der Arzt habe die Türkei und die Türken lautstark beleidigt. Anwalt
Deckers wies Berichte zurück, wonach sich der Mann nun unter
Ausreisesperre in einem Hotel aufhalte.