Mehr digitale Start-ups im Gesundheitswesen in Nordrhein-Westfalen

Ob Epilepsie-Analyse oder Fotos für die Erkennung von
Hautkrankheiten: Neue technische Möglichkeiten im Gesundheitswesen
werden inzwischen von einigen Jungunternehmern genutzt, um ihr
Start-up auf die Beine zu stellen. Die Politik klatscht Beifall.

Düsseldorf (dpa/lnw) - Gesundheitscheck per App: Immer mehr
Unternehmer gründen in Nordrhein-Westfalen Start-ups im digitalen
Gesundheitswesen. Bis zum Spätsommer seien es neun Gründungen
gewesen, bis Jahresende würden es vermutlich noch mehr, sagte der
Geschäftsführer des Digital Innovation Hub Düsseldorf/Rheinland,
Klemens Gaida, am Dienstag bei der Vorstellung einer Marktstudie. Der
Trend gehe klar nach oben: 2018 gab es hier fünf und 2019 sieben neue
Start-ups. «Wir haben einen Gründerboom.» Ein Grund dafür sei
technologischer Fortschritt, etwa die besseren
Anwendungsmöglichkeiten von Smartphones und von Daten-Clouds.

Die meisten neu gegründeten Start-ups betreiben Apps, bei deren
Verwendung Nutzer Infos über ihren Gesundheitszustand oder
medizinische Hilfen bekommen. So bietet die App Dermanostic die
Möglichkeit, Hauterkrankungen mittels Handy-Foto und Fragebogen zu
erkennen. Medipee analysiert Urinproben mittels Daten von einem
externen Messgerät. Die App Fimo Health bietet Hilfen für Menschen,
die wegen chronischer Krankheiten wie MS oder Krebs an Fatigue
leiden, also an massiver Erschöpfung. Und Monikit bietet Algorithmen
zur frühzeitigen Erkennung von epileptischen Anfällen.

Mit Blick auf die Start-up-Zahlen sprach Wirtschaftsminister Andreas
Pinkwart (FDP) von einer Aufbruchstimmung in der Sparte. Neue
gesetzliche Rahmenbedingungen machten es Firmengründern leichter als
früher, sagte er. Gesellschaftliche Veränderungen seien zudem ein
Treiber, etwa der demografische Faktor. Hiermit ist gemeint, dass der
Anteil der Senioren an der Bevölkerung wächst - bei älteren Menschen

ist der medizinische Beratungsbedarf höher als bei jüngeren.

Ob die Coronakrise ein starker Schub ist für Digitalanwendungen und
mehr Unternehmer deswegen App-Angebote starten, ist noch offen - die
in der Studie aufgelisteten Start-ups befassen sich noch nicht mit
den Folgen der Pandemie. Günter Wältermann, Vorstandsvorsitzender der
Krankenkasse AOK Rheinland/Hamburg, sagte, der Einfluss des
Coronathemas auf die Gründerszene sei noch nicht einschätzbar. Er
halte es aber nicht für ausgeschlossen, dass es dadurch einen
entsprechenden Schub geben werde.