Barmer: Teufelskreis bei Belastung von Pflegekräften durchbrechen

Berlin (dpa) - Die Barmer Krankenkasse hat vor anhaltender
Überlastung von Pflegekräften gewarnt. «Die Arbeitssituation in der
Pflege greift die Gesundheit der Beschäftigten massiv an», sagte
Vorstandschef Christoph Straub. Bei Ausfällen würden Kolleginnen und
Kollegen zusätzlich belastet. Dieser Teufelskreis müsse durchbrochen
werden, zumal die Corona-Pandemie die Lage noch einmal verschärfe.

Laut einer am Dienstag in Berlin vorgestellten Studie der Kasse sind
Altenpflegekräfte deutlich mehr krankgeschrieben als Erwerbstätige in
anderen Berufen. Zwischen 2016 und 2018 habe der Krankenstand von
Hilfskräften in der Altenpflege 8,7 Prozent und von Fachkräften 7,2
Prozent betragen - in sonstigen Berufen waren es demnach 5,0 Prozent.
Als Krankenstand gilt der durchschnittliche Anteil krankgeschriebener
Versicherter je Kalendertag.

Pflegekräfte hätten vor allem lange Fehlzeiten wegen psychischer
Probleme und Muskel-Skelett-Erkrankungen, sagte Studienautor Heinz
Rothgang von der Universität Bremen. Dabei spiele auch Zeitdruck eine
wesentliche Rolle. Arbeitgeber müssten neben geregelten Arbeitszeiten
stärker auf Vorsorge setzen. «Es kann nicht angehen, dass nicht
einmal jede zweite stationäre Pflegeeinrichtung Präventionskurse für

ihre Beschäftigten anbietet.» Trainings gegen Rückenprobleme oder
psychischen Stress könnten einiges erreichen.

Laut einer Berechnung in der Studie ergäbe sich theoretisch ein
Volumen von rund 26 000 Pflegekräften, die zusätzlich zur Verfügung

stünden, wenn Fehlzeiten und frühzeitige Berufsausstiege dem
«Normalmaß» sonstiger Berufe entsprächen.

Kassenchef Straub forderte, Pflegeberufe müssten dringend deutlich
arbeitnehmerfreundlicher werden. Die Bundesregierung will in einer
«Konzertierten Aktion Pflege» umfassend bessere Bedingungen schaffen.
Finanziert werden können künftig auch mehr Pflegestellen.